Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Erster Band. Der Bundesrat des Norddeutschen Bundes (1867-1870). (1)

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gegangene Havassche Telegramm, daß das spanische Ministerium beschlossen habe, 
dem Prinzen die Krone anzubieten. 
Am 4. d. M. erschien der kaiserlich französische Herr Geschäftsträger auf 
dem Auswärtigen Amt. Im Auftrage seiner Regierung gab er der peinlichen 
Empfindung Ausdruck, welche die von dem Marschall Prim bestätigte Nach- 
richt von der Annahme der Kandidatur durch den Prinzen in Paris hervor- 
gebracht habe und fragte er, ob Preußen bei der Sache beteiligt sei. Der Herr 
Staatssekretär erwiderte ihm, daß die Angelegenheit für die preußische Regierung 
nicht existire und letztere nicht in der Lage sei, über etwaige Verhandlungen des 
spanischen Ministerpräsidenten mit dem Prinzen Auskunft zu geben. 
An demselben Tage hatte der Herr Botschafter des Bundes zu Paris mit 
dem Herrn Duc de Gramont eine Unterhandlung über den nämlichen Gegen- 
stand, welcher auch der Herr Minister Ollivier beiwohnte. Der keaiserlich 
franz. Herr Minister sprach ebenfalls den peinlichen Eindruck aus, welchen die 
Nachricht gemacht habe. Man wisse nicht, ob Preußen in die Verhandlung 
eingeweiht sei, die öffentliche Meinung werde es glauben, und in dem Geheim- 
nis, welches die Verhandlung umgeben habe, ein unfreundliches Verfahren nicht 
bloß Spaniens, sondern besonders Preußens erblicken. Das Ereignis, wenn 
es sich wirklich vollziehe, werde geeignet sein, die Fortdauer des Friedens zu 
kompromittiren. Man appellire daher an die Weisheit Sr. Majestät des 
Königs, welche einer solchen Kombination nicht zustimmen werde. Der Herr 
Minister hielt es für ein glückliches Zusammentreffen, daß der Herr Botschafter, 
welcher schon acht Tage vorher die Erlaubnis nachgesucht und erhalten hatte, 
Sr. Majestät dem Könige von Preußen in Ems aufzuwarten, den folgenden 
Tag für seine Abreise bestimmt habe, also im stande sei, die Eindrücke, welche 
in Paris herrschten, aus frischer Anschauung vortragen zu können, und ersuchte 
ihn, ihm etwaige Mitteilungen auf telegraphischem Wege zugehen zu lassen. 
Der Herr Botschafter konnte auf diese Eröffnung nur erwidern, daß ihm von 
der Angelegenheit gar nichts bekannt sei, zugleich übernahm er es, die ihm 
gemachten Mitteilungen zur Kenntnis Sr. Majestät des Königs zu bringen. 
Er trat am 5. die Reise nach Ems an, welche er unter den obwaltenden Um- 
ständen unterlassen haben würde, wenn er nicht geglaubt hätte, dem ihm kund- 
gegebenen Wunsche nach rascher Erteilung von Information und rascher Zurück- 
gabe von Aufklärungen entsprechen zu sollen. 
Am Tage seiner Abreise brachte Herr Cochery im Corps Ilégislatif 
eine Interpellation über die spanische Frage ein. Schon am folgenden Tage, 
bevor es möglich war, daß der Herr Botschafter irgend eine Nachricht aus Ems 
hätte nach Paris gelangen lassen können, beantwortete der Herr Duc de Gra- 
mont diese Interpellation. Seine Antwort, obgleich sie davon ausging, daß 
die Einzelheiten der Verhandlungen noch nicht bekannt seien, gipfelte in dem 
Satze, daß die französische Regierung nicht glaube, durch die Achtung vor den
	        
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