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angesagte musikalische Soirée hat nicht abgesagt werden dürfen, sie findet aber
bei der Königin statt. Seine Majestät erscheinen nicht. Als mir abends der
„Staatsanzeiger“ gebracht wird, steht darin schon von des Königs Erkrankung zu
lesen, auch, daß die Soirée abgesagt ist. Man kann daran allerlei Gedanken
knüpfen, je nachdem man diese oder jene Eventualität setzt. Beschleunigt wird
unser hiesiges Geschäft dadurch sicher nicht, und nur wenn der König schon
beschlossen hat, wird keine Hemmung eintreten. Aber — im andern
Fall? Welchen Einfluß längere Krankheit oder gar das Ableben des Königs
haben würde, ist gar nicht abzusehen.“
k
24. Januar 1867.
„Von Sitzungsansage keine Spur!“
*k
25. Januar 1867.
„Von dem, was nicht geschieht, habe ich mir nun vorgenommen, nichts
mehr zu schreiben. Ich sage daher nur, daß alles, was in den Zeitungen steht
(zum Beispiel auch in der „Cöthenschen Zeitung“ vom 24. dieses Monats):
„Die Konferenzen folgen rasch aufeinander' — nicht ein Wort wahr ist.
Alles gelogen! Keine einzige Konferenz hat stattgefunden, auch bis heute
keine Einladung. OQue faire? — Als Abgesandter hält man aus, bis man bestellt
wird. Watzdorfs Bedienter ist ebenfalls wie sein Herr, in ärgerlicher Verzweif-
lung. Was mag aber mit jenen Lügen bezweckt werden? So auch mit der
vor ein paar Tagen: zes habe die Schlußsitzung stattgefunden", während gerade
diese die erste, förmliche, war, wie das Protokoll sie expreß benennt. Soll es
vor der Welt, respektive bei uns zu Hause den Anschein gewinnen, als sessio-
nirten wir in Permanenz? Ist es eine Ironie, ein Spott auf uns? — Der
König ist wieder besser, hat auch gestern Bismarck empfangen. Dieses Bedenken
wäre also gehoben.
„Abends kommt eine Einladung zu morgen 1 Uhr Sitzung! Dieu soit
béni!“
*
26. Januar 1867.
„Um 1 Uhr Sitzung. Alles höchst begierig, zu erfahren, wie denn die
Sache stehe. Und sie stand, wie ich dachte und vorausgesetzt. Nämlich: man
hatte preußischerseits eine Anzahl unserer Amendements in Gnaden angesehen,
und gegen 30 Paragraphen von im ganzen 68 geändert und modifizirt; wir
empfingen auch metallographirte Vorlagen, und nachher noch jeder eine zweite,
die erst gedruckt wurde, als wir schon Sitzung hielten.
„Was nun die restirenden Paragraphen angeht, so zerfallen sie in zwei
Klassen. Erste: solche, wogegen gar nichts unsererseits monirt ist; die wären
ebenfalls abgethan! Zweite: solche, die das Militärwesen betreffen, also die