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Am Ankunftstage (10. April) machte Sintenis Besuche bei dem Prinzen
und der Prinzessin Friedrich Karl, Savigny, Bismarck und Thile, daun beim
Grafen Beust. „Nach dessen Mitteilung werden wir gewiß Sonnabends fertig.
Die Diäten-, Beamten- und Finanzfrage (das heißt wieviel Prozent der
Einwohnerzahl — Artikel 56 — nach fünf Jahren als Friedenspräsenzstärke
gehalten werden sollen, was nach Forckenbeck dann ein Reichsgesetz bestimmen
soll) werden die Hauptpunkte sein, auf die es für die Regierungen ankommen wird.
Die Vorlagen, oder was an deren Stelle dient, werde ich heute nachmittag
erhalten.“
Nach Tisch wird Sintenis mit den Abgeordneten Wächter und Zachariä
und nachträglich noch mit anderen hannoverschen Abgeordneten, darunter
Windthorst, bekannt gemacht.
„Ich will nicht fürchten, mich politisch diskreditirt zu haben! Wir waren
bis nach 5 Uhr zusammen, und es war mir doch von Interesse, mit allen
diesen jetzt so oft genannten Leuten persönlich bekannt zu werden; vorzüglich
mit Zachariä.
„Abends ¾8 Uhr Sitzung. Das Wiedersehen war sehr erfreulich und
herzlich. Nur fehlen Lauer und Keyser, und an Campes Stelle ist Liebe ge-
treten.
„Die Beratung ging bis ¾ auf 11 Uhr so rasch, daß wir bis Artikel 64
einschließlich gelangten, also nur noch 14 übrig haben, worüber den 11. dieses,
2/12 Uhr nachmittags, fortgefahren wird.
„Bismarck schlug vor, und alle stimmten bei, alle Amendements einzu-
räumen, die nicht prinzipiell unzulässig seien" also: bis Artikel 64 (neuer
Zählung!) alle, einzig mit Ausnahme der Diäten.
„Das weitere wird sich den 11. dieses ergeben. Bismarck hatte gestern
nach Schluß des Reichstags sich noch zwei Stunden mit Unruh, Forckenbeck
und Bennigsen herumgequält (wie er es ausdrückte) und sich mit ihnen so
weit verständigt, daß die Annahme des ganzen Werkes als gesichert angesehen
werden kann.“
*
11. April 1867.
„Zum Diner bei Bismarck zum Freitag (12. April) eingeladen. Als
ich gestern dem Darmstädter meine Vermutung aussprach, daß wir am Sonn-
abend fertig werden könnten, meinte er, wir müßten doch bis nach Schluß des
Reichstags hier bleiben, also bis gegen Ostern, um die Sache zur Publikation
fertig zu machen. Das wäre doch fatal. Sonst ist allerdings das Leben hier
so angenehm und interessant, daß es mir auf ein paar Tage mehr nicht an-
tommt.
„Seit Savigny in das Hotel des Staatsministeriums gezogen, läßt er
als Berliner Kind nur durch die Lampen und Kerzen heizen. Schöner Zustand!