Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Erster Band. Der Bundesrat des Norddeutschen Bundes (1867-1870). (1)

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nach Roons Rückkehr in den Staatsdienst völlig schmachtete. Alles, was nicht 
fürs Militär gegeben wurde, hätte Podbielski, wie es scheint, am liebsten als 
feindliches Gebiet betrachtet.“) 
Die Annahme, daß sich während des französischen Feldzugs Berührungs- 
punkte zwischen Bismarck und Podbielski bildeten, trifft nicht zu. Die Herren 
vom Generalstab lebten ziemlich für sich, und wenn Moltke etwas mit Bismarck 
zu verhandeln hatte, so geschah dies meist schriftlich, mitunter auch durch 
Mittelspersonen.“) 
Generallieutenant v. Rieben 
(geboren 10. März 1800, gestorben 16. Juni 1888). 
Die Thätigkeit von Riebens in der Armee?*“) begann 1817 und endete 
mit dem Zeitpunkt, da derselbe mit der Wahrnehmung der Geschäfte der 
Direktion im Marineministerium betraut wurde (1861). In seiner Eigenschaft 
als Präses des Marineministeriums, wozu er im Juni 1864 ernannt worden 
war, war v. Rieben dem Oberkommando der Marine, an dessen Spitze der 
Prinz Adalbert stand, koordinirt, woraus sich ein Dualismus entwickelte, der 
leicht zu Friktionen Anlaß gab. Der König war sich dieses Umstandes bewußt 
und hatte Rieben, dem er sehr gnädig gesinnt war, zugesagt, nach dem Abgang 
des Prinzen die Sache einheitlich zu gestalten, was auch später geschehen ist. 
v. Rieben hatte persönlichen Vortrag beim König. Im Hirblick auf dessen 
Vorliebe für die Landarmee bot es stets große Schwierigkeiten, bei ihm die 
Mittel für die Erweiterung der Marine durchzusetzen. Größerer Sympathien 
erfreute sich dagegen von alters her die Marine bei Bismarck. 
Zwischen Bismarck und Rieben entwickelte sich ein lebhafter geschäftlicher 
Verkehr, da Bismarck bei Rieben anfragen mußte, wenn er die Indienst- 
stellung von Schiffen nach auswärtigen Stationen für nötig erachtete, anderer- 
seits Bismarck die Forderungen Riebens für die Marine genehmigen mußte, 
was er sowohl wie der Finanzminister Frhr. v. d. Heydt stets anstandslos 
thaten. Die dienstlichen Beziehungen erforderten, daß Rieben öfters bei Bis- 
marck sich persönlich melden ließ, und da Rieben ein bekannter Frühauf- 
steher war, so bat ihn Bismarck einmal freundschaftlich, ihn doch nie vor 10 Uhr 
morgens zu stören. Rieben war der erste, welcher Bismarck nach dem Blindschen 
Attentate (7. Mai 1866) zu seiner Errettung durch Gottes Hand gratulirte. 
Politische Meinungsverschiedenheiten, z. B. hinsichtlich der Haltung der „Kreuz- 
*) Roon Bd. II. S. 352 und 389. 
**) So einmal durch den späteren Kriegsminister v. Bronsart I. Ueber die Teilnahme 
Podbielskis bei den Verhandlungen Bismarcks und Moltkes mit Favre vgl. M. Busch, 
Graf Bismarck und seine Leute, Volksausgabe S. 558. 
*“*) 1833 Premierlieutenant, 1839 Adjutant der 5. Division, 1857 Kommandeur des 
27. Inf.-Regts., 1860 Generalmajor und Kommandeur der 11. Infanterie-Brigade.
	        
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