Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Erster Band. Der Bundesrat des Norddeutschen Bundes (1867-1870). (1)

— 45 — 
zeitung“ und des Pairsschubs, wurden auf den persönlichen Verkehr nicht über- 
tragen. 
Am 3. August 1867 wurde Rieben zum Bevollmächigten zum Bundesrat 
ernannt, welchem er jedoch nur bis zum 22. September 1867 angehörte; bereits 
nach dieser kurzer Frist war Rieben gezwungen, um seinen Abschied zu bitten, 
weil sein 93jähriger Vater gestorben war unter Hinterlassung eines Gutes, das 
Rieben nur durch Selbstverwaltung seiner Familie erhalten zu können glaubte. 
Als Rieben um seinen Abschied eingekommen war, wurde Bismarck vom König 
beauftragt, ihn zur Zurücknahme seines Abschiedsgesuches zu bewegen. 
Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden sind in den siebenziger 
und achtziger Jahren bei Gelegenheit gemeinsamer Aufenthalte in Gastein neu 
geknüpft und aufgefrischt worden. In Gastein war v. Rieben mit Bismarck 
im August 1878 zusammen. Beide lebten ihrer Kur und darum zurück- 
gezogen, begrüßten sich durch gegenseitige Besuche, wie auch auf den gemein- 
schaftlichen Spaziergängen. Eines Tags vereinigte Kaiser Wilhelm, noch sehr 
leidend infolge des Attentates, einige Badegäste zur Mittagstafel im nahe- 
gelegenen Böckstein; nach Tisch wurde im Freien Kegel geschoben, woran der 
Kaiser, Bismarck und Rieben sich lebhaft beteiligten. In der Villa Lehn- 
dorff fanden verschiedentliche Zusammenkünfte statt, jede Woche einigemale des 
Abends wurden daselbst zur Unterhaltung des Kaisers scherzhafte Aufführungen 
veranstaltet, woran sich die Söhne und Tochter Bismarcks beteiligten; diese 
Zeit war für die drei alten Herren eine erheiternde Erholung. 
Im literarischen Nachlasse Riebens haben sich folgende Bismarckbriefe") 
gefunden, welche zum teil auch auf seine bundesrätliche Thätigkeit Bezug haben. 
Berlin den 11. Mai 1864. 
Seine Mcajestät der König wollen morgen früh um halb acht Ew. Hochwohl- 
geboren Vortrag wegen Ankaufs von Schiffen in Bordeaux und in Amerika 
entgegenehmen. Sollte es Ihnen erwünscht sein, vorher über die mir heut 
von Sr. Magjestät eröffneten Ansichten mit mir Rücksprache zu nehmen, so 
würde ich sehr dankbar sein, wenn Ew. Hochwohlgeboren mir die Ehre erzeigen 
wollten, mich heut abend um halb zehn oder später zu besuchen. 
Mit ausgezeichneter Hochachtung 
Ew. Hochwohlgeboren 
ergebenster 
v. Bismarck. 
An den Königl. Generalmajor Herrn v. Rieben Hochwohlgeboren. 
* 
*) Dieselben sind bisher unveröffentlicht und darum in H. Kohls Bismarck-Regesten 
auch nicht berücksichtigt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.