Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Erster Band. Der Bundesrat des Norddeutschen Bundes (1867-1870). (1)

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und es ist mir Bedürfnis, Ihnen meinen verbindlichsten Dank und meine volle 
Anerkennung für die hingebende Thätigkeit auszusprechen, mit welcher Sie die 
dem Bundesrat gestellte Aufgabe haben fördern helfen. 
Der Reichskanzler: 
v. Bismarck. 
* 
Ministerialdirektor Delbrück'!) 
(geboren 16. August 1817). 
Delbrücks Bekanntschaft mit Bismarck datirt aus der Zeit, da ersterer als 
Bundestagsgesandter in Frankfurt am Main sich seine ersten diplomatischen Lor- 
beeren verdiente. Das Wiener Kabinet war in den Jahren 1849 und 1850 
mit dem Gedanken hervorgetreten, die Zollgesetzgebung und Zollpolitik für ganz 
Deutschland durch die Bundesgewalt zu regeln. Auch auf den Dresdener Kon- 
ferenzen wurde hierüber verhandelt, jedoch ein praktisches Ziel nicht erreicht. 
Die Absicht aber blieb bestehen, und so wählte die Bundesversammlung gleich 
nach ihrer Neukonstituirung einen sogenannten handelspolitischen Ausschuß, welcher 
die Aufgabe hatte, die auf den Dresdener Konferenzen unerledigt gebliebenen 
Verhandlungen im Gebiete der Handelsgesetzgebung zu prüfen, thatsächlich aber 
das Instrument werden sollte, die Leitung des Zollvereins Preußen aus den 
Händen zu winden. Zur Vorbereitung der weiteren Schritte beschloß der 
Bundestag, Sachverständige nach Frankfurt zu berufen, und einer derselben war 
der Geheime Regierungsrat Delbrück, der in Bismarcks Berichten auch wieder- 
holt erwähnt wird.) 
Auch später als Ministerialdirektor im preußischen Handelsministerium hatte 
Delbrück vielfache Berührungspunkte mit Bismarck, insbesondere während der 
durch den Abschluß des französischen Handelsvertrages bedingten Zollvereins- 
krisi-s. Bismarck vertrat damals gleich Delbrück die freihändlerische Richtung. 
Delbrücks politische Richtung flößte Bismarck aber damals Mißtrauen ein. 
„Es ist klar — so schreibt er am 16. Oktober 1864 aus Biarritz an Roon 
— daß Delbrück, bei aller technischen Nützlichkeit, doch nebst anderen Geheim- 
räten einer politischen Farbe angehört, die gern sieht, wenn das jetzige Mini- 
sterium Schwierigkeiten findet, und wo keine sind, sucht man welche zu schaffen."“ 
Es war einer der glücklichsten Griffe, die der Reichskanzler je gethan hat, 
*) Delbrück studirte in Bonn und Berlin die Rechte. 1837 Eintritt in den preußischen 
Staatsdienst, 1842 als Hilfsarbeiter in das Finanzministerium berufen, 1844 in das Handels- 
ministerium versetzt, 1848 daselbst Ministerialdirektor. Schon in den fünfziger Jahren die 
Seele der preußischen Handelspolitik bei Abschluß des Zollvereins, des Vertrages mit Oester- 
reich und des Handelsvertrages mit Frankreich. 
*) Vergl. mein Werk: „Preußen im Bundestag“, Bd. I. S. 11, 32, 33, 36, 37 
und Bd. IV. S. 40, 44—46.
	        
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