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war, der damalige Generaladjutant Graf Beust zur Herstellung besserer Ver—
hältnisse und Vorbereitung des Anschlusses an Preußen dorthin geschickt. Die
entscheidenden Verhandlungen in Berlin hat aber doch Watzdorf geführt, wobei
ihm das persönliche Vertrauen, dessen er sich bei dem König Wilhelm und der
Königin Augusta in hohem Maße erfreute, sehr zu statten kam.
Als die Rekonstruktion des Reichs in Angriff genommen wurde, war
Watzdorf unablässig bestrebt, die Dinge im Fluß zu erhalten, damit eine
dauernde Schöpfung zu stande käme. Im Bundesrat hat ihm jede Absicht,
Hemmungen zu bereiten, fern gelegen; *) Fürst Bismarck selbst wird dies
gewiß bestätigen, wenn sich auch intimere Beziehungen zwischen ihnen nicht
herausgestellt haben. Später würde sich das vielleicht geändert haben. Der
Politik des Kanzlers nach 1870 hätte sicherlich auch Watzdorf sehr entschieden
zugestimmt, da er ja den Rechtsboden neu gefestigt sah, der ihm in den Jahren
vorher durch die Bismarcksche Politik gefährdet erschien.
Ueber die Verfassung des Norddeutschen Bundes sagte der Minister Watz-
dorf, als die Institution schon längere Zeit fungirte: „Ich hatte geglaubt, nach
den großen Kriegserfolgen hätte sich etwas Besseres schaffen lassen, doch bei
näherer Untersuchung habe ich mich schließlich überzeugt, daß das Verhältnis
zwischen Bundesgewalt und Einzelstaat in angemessener Weise geregelt ist.“
In der Sitzung des Bundesrats vom 19. November 1870 hat der Mi-
nister Delbrück bei Einführung des Nachfolgers Watzdorfs als Bevollmächtigter
zum Bundesrat, des Staatsministers v. Stichling, Watzdorf einen Nachruf
gewidmet, worin er namentlich sein Bestreben, die Gegensätze zu vermitteln,
hervorgehoben hat.
6. Mecklenburg-Strelitz.
Geheimer Legationsrat v. Bülow')
(geboren 2. August 1815, gestorben 20. Oktober 1879)
ist ein guter Bekannter aus „Preußen im Bundestag". In dem berühmten
Berichte Bismarcks an den Minister v. Manteuffel vom 30. Mai 1853, worin
er eine Charakterisirung seiner Frankfurter Kollegen gibt, bemerkt derselbe:
*) Im Bundesrat übte er großen Einfluß auf die kleinstaatlichen Stimmen aus und
war deshalb für den Leiter der deutschen Bundespolitik und noch mehr für Delbrück ein
nicht unwichtiger Faktor.
**) Bernhard Ernst v. Bülow, geboren zu Cismar in Holstein, entstammte dem
Wedendorf-Camin-Düssiner Zweige des Geschlechts der Bülow. Ein Bruder seines
Vaters war der mit einer Tochter von Wilhelm v. Humboldt vermählte preußische Ge-
sandte in London und spätere Minister des Aeußeren Heinrich v. Bülow. Das 1893
bei Mittler in Berlin erschienene Lebensbild „Gabriele v. Bülow“ gibt über diesen Staats-
mann mannigfache Mitteilungen. Bülows Vater, Adolf v. Bülow, war am Anfang dieses
Jahrhunderts, wie damals viele deutsche Edelleute, ins Ausland und zwar nach Dänemark