— 79 —
Friedrichsruh, den 6. September 1880.
Eure Excellenz
bitte ich zu Ihrer fünfzigjährigen Feier als Doktor der Georgia-Augusta meine
herzliche Beglückwünschung entgegenzunehmen, und freue mich, daß wir unsern
akademischen Ausgangspunkt für die politische Laufbahn der gemeinsam in
Göttingen war, wir uns auch gegen Ende derselben zu gemeinschaftlichem
Wirken zusammengefunden haben. Ich möchte diese Gelegenheit nicht vorüber-
gehen lassen, ohne Eurer Excellenz persönlich als Kollege meinen tiefgefühlten
Dank für die thatkräftige und sachkundige Unterstützung in den uns obliegenden
gemeinsamen Geschäften auszusprechen, und als Organ unserer Kollegen im
Bundesrat dem Gefühl der dankbaren Anerkennung Ausdruck zu geben, mit
welcher wir alle wünschen, daß Eurer Excellenz Mitwirkung in der Leitung
der Reichsgeschäfte uns lange Jahre noch erhalten bleibe.
Genehmigen Eure Excellenz die Versicherung meiner kollegialischen und
freundschaftlichen Ergebenheit, mit welcher ich die Ehre habe, zu sein.
v. Bismarck.
Seiner Excellenz dem Wirklichen Geheimen Rat
Herrn v. Liebe Berlin.
Anläßlich des Ablebens Liebes erhielt dessen Gemahlin ein von Bismarck
eigenhändig gezeichnetes, dieselbe und ihren Gemahl sehr ehrendes Kondolenz-
schreiben.) d. d. Berlin, 11. April 1885. „Mit Ihnen — so schließt das-
selbe — trauern alle, denen es vergönnt gewesen ist, mit Ihrem verewigten Herrn
Gemahl in persönliche und in geschäftliche Beziehungen zu treten, und ich be-
klage schmerzlich den Verlust, welchen Kaiser und Reich durch das Dahinscheiden
meines langjährigen und hochverehrten Freundes erleiden.
v. Bismarck."
*
9. Meiningen.
Wirklicher Geheimer Rat Graf Beust**)
(geboren 12. Februar 1811, gestorben 14. April 1888).
Bismarck hegte für den Grafen Beust stets eine sehr freundliche Gesinnung,
welche an den Tag zu legen er wiederholt Gelegenheit nahm. Das Vertrauen,
das Beust bei der preußischen Regierung genoß, äußerte sich besonders in
*) Bisher gleichfalls unveröffentlicht.
**) Karl Louis Graf v. Beust besuchte die Fürstenschule zu Grimma und studirte
dann Jurisprudenz und Kameralia in Leipzig und in Berlin, trat 1834 in den preußischen,
1838 in den altenburgischen Staatsdienst, rückte 1841 zum Regierungsrat, 1842 zum
Kreishauptmann auf und wurde im November 1848 zum Präsidenten des Ministeriums
ernannt. Bei der Resignation des Herzogs Joseph 30. November 1848 nahm er zwar
seine Entlassung, trat jedoch nach dem Regierungsantritt des Herzogs Georg in das vom