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gelangen können, und fürchte sehr, daß ich werde abreisen müssen, ohne irgend
ein Resultat erzielt zu haben, wenn mein Aufenthalt nicht noch wochenlang
dauern soll. Das halte ich aber nicht aus, wenigstens nicht, ohne daß mich
die schwere Berliner Luft ganz melancholisch macht. Von der Cholera spricht
niemand, und scheint sie ja auch nach den Zeitungen stark im Abnehmen
zu sein.“
*
Berlin, 17. August 1866.
An Freiin Wanda v. Seebach.
„Unsere Abreise ist auf Sonntag früh festgesetzt, da die Unterzeichnung des
Bündnisvertrages nun bestimmt morgen abend erfolgen soll.““)
*
Am 4. September 1866 ersuchte Bismarck den Minister Seebach, sich zur
Verhandlung über die Abtretung der Grafschaft Schmalkalden an das Herzog—
tum Coburg-Gotha nach Berlin zu begeben. Auf diese Dienstreise beziehen sich
die beiden folgenden Briefe.
Berlin, 11. September 1866.
An Freiin Wanda v. Seebach.
„Die Geschäfte sind materiell erledigt und zwar ganz nach Wunsch; einige
Zeit ist aber noch nötig, um die Sache in die gehörige Form zu bringen, und
vor Donnerstag abend wird daher meine Abreise nicht zu ermöglichen sein.
„Graf Bismarck hatte mir den gestrigen Abend 8½ Uhr bestimmt, ließ
mich aber dann durch Herrn v. Savigny bitten, nicht zu kommen, weil er
zu angegriffen sei. Heute war er im Abgeordnetenhause und sah allerdings
auch sehr angegriffen aus.
„Meine Kette*“) muß ich aber freilich erst loswerden, ehe ich abreisen kann."“
*
Der Abschluß der Konvention mit Sachsen-Coburg und Gotha über die
Abtretung der Wälder von Schmalkalden erfolgte am 14. September.
Berlin, 12. September 1866.
An Freiin Wanda v. Seebach.
„Ob es mir möglich sein wird, morgen abzureisen, steht noch dahin. Graf
Bismarck hat es für nötig gehalten, daß dem König über meine Verabredungen
mit Herrn v. Savigny vor der Unterzeichnung des Vertrages nochmals ausführ—
licher Vortrag erstattet werde, was leicht eine Verzögerung herbeiführen könnte.
*) Die Unterzeichnung des Bündnisvertrages zwischen Preußen und der Mehrzahl
der norddeutschen Regierungen fand in der That am 18. August statt. Der Abschluß mit
den beiden Mecklenburg erfolgte am 21. August.
**) Gemeint ist die Verleihung der Kette des herzoglich sächsischen Hausordens an
Bismarck.