Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Erster Band. Der Bundesrat des Norddeutschen Bundes (1867-1870). (1)

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sein, Euch noch heute über das Ergebnis der Sitzung zu berichten. Indes 
möchte ich nach Mitteilungen, die mir gestern geworden sind, kaum mehr be— 
zweifeln, daß es zur Vertagung kommen wird. Jedenfalls werde ich hier von 
meiner Vollmacht für den Abschluß nicht Gebrauch machen, ohne vorher noch 
mit dem Herzog mündliche Rücksprache genommen zu haben. 
„Die Ansicht, daß das vorgelegte Verfassungsprojekt den kleineren Staaten 
die Existenzfähigkeit abschneidet, indem es ihnen finanzielle Lasten auferlegt, die 
sie nicht zu tragen vermögen, hat sich bei mir immer mehr festgestellt, und 
leider hat es den Anschein, als ob man preußischerseits gerade an den nich— 
tigsten Bestimmungen, die eine solche Konsequenz herbeiführen würden, unbedingt 
festhalten werde. Man kennt also entweder unsere Verhältnisse nicht, oder 
man will die kleinen Staaten auf diesem indirekten Wege beseitigen — und 
das letztere ist es, was ich für das Richtige halte. 
„Du kannst Dir denken, daß unter diesen Umständen meine Stimmung 
eine sehr deprimirte ist, zumal ich mit mir selbst noch nicht darüber ins klare 
gekommen bin, was ich, bei sich so mannigfach kreuzenden Erwägungen und 
Interessen, dem Herzog mit gewissenhafter Ueberzeugung raten soll.“ 
* 
Berlin, 16. Januar 1867. 
An Freiin Wanda v. Seebach. 
„Das ist eine Geduldsprobe, wie ich noch kaum eine bestanden. Alles 
Drängen und Treiben hat nur zur Folge, daß man von einem Tage zum 
andern vertröstet wird; aber auch der heutige scheint vorüber zu gehen, ohne 
daß es zu einer Verhandlung kommt, da bis zur Stunde — 1 Uhr vorbei — 
noch keine Einladung erfolgt ist. 
„Heute soll ich in einer großen Soirée bei der Oberhofmeisterin Gräfin 
Schulenberg sein, in der auch die Majestäten sein werden; ich fühle mich aber 
so wenig aufgelegt dazu, daß ich mich wohl mit Unwohlsein entschuldigen 
werde.“ 
* 
Berlin, 18. Januar 1867. 
An Freiin Wanda v. Seebach. 
„Die Frau Kronprinzessin habe ich noch nicht gesehen; sie wurde zwar in 
der gestrigen Soirée bei den Majestäten, die bis gegen 1 Uhr dauerte, noch 
erwartet, erschien aber nicht, was mir auch nach ihrer langen Fahrt sehr na- 
türlich vorkam. Ich hatte meinen Platz am Tisch der Prinzessin Friedrich Karl 
angewiesen erhalten und traf es so glücklich, noch einen freien Stuhl zwischen 
der Gräfin Redern und Frau v. Savigny, ziemlich den beiden einzigen Damen, 
die mir etwas näher bekannt und immer sehr freundlich gegen mich sind, zu 
finden. Da ist mir denn der lange Abend schneller vergangen, als ich fürchtete,
	        
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