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Kanzler, die dabei in völliger Uebereinstimmung einem beiden unwillkommenen
Bundesratsbeschluß erfolgreich entgegentraten. Jeder sachkundige Zeitungsleser
wußte das seit Jahren; nur den Fabeldichtern der „Breslauer Zeitung“ wird
es neu sein.“
Am 15. März 1880 gab Bismarck ein Diner zu 28 Gedecken, zu welchem
ausschließlich Mitglieder des Bundesrats geladen waren. Die Tafelordnung
war diesmal streng nach der verfassungsmäßigen Reihenfolge der Staaten auf-
gestellt. Der bayerische Gesandte v. Rudhardt führte die Fürstin Bismarck zu
Tisch, zu deren Linken der sächsische Militärbevollmächtigte, Oberstlieutenant
Edler v. d. Planitz Platz nahm. Der Reichskanzler selbst saß zwischen dem
württembergischen Gesandten Freiherrn v. Spitzemberg, welcher der Gräfin
Rantzau den Arm geboten hatte, und dem badischen Gesandten Freiherrn
v. Türckheim. Es folgten auf jeder Seite je ein preußischer Minister, und
zwar die Herren Hofmann, Maybach, Bitter und Friedberg; dann kam der
hessische Gesandte Dr. Neidhardt, der mecklenburgische Gesandte v. Prollius, der
braunschweigische Gesandte v. Liebe und der hanseatische Ministerresident
Dr. Krüger. Von preußischen Bundesratsbevollmächtigten waren erschienen der
Staatssekretär Dr. v. Schelling, der Staatssekretär Dr. Stephan, der Wirkl. Ge-
heime Rat v. Philipsborn, der Unterstaatssekretär im Finanzministerium Meinecke, der
Direktor im Reichsschatzamt Burchard, der Geheime Rat Körte aus dem Reichs-
Eisenbahn-Amt und der Geheime Ober-Regierungsrat Tiedemann. Weiterhin
bemerkte man den bayerischen Oberst v. &Kylander, den württembergischen General-=
major v. Faber du Faur, den weimarischen Minister Dr. Stichling und den schwarz-
burgischen Minister v. Bertrab. Auch Graf Herbert Bismarck und Graf Rantzau
nahmen, als einzige Nichtmitglieder des Bundesrats, an dem Diner teil.
Am 22. März 1880, als am Tage der Geburtstagsfeier des Kaisers,
erschien Fürst Bismarck an der Spitze des Bundesrats in der Uniform der
7. Kürassiere, mit dem großen Bande des Schwarzen Adler-Ordens im König-
lichen Schloß. Der Fürst sah sehr wohl aus. Sein Gang war frisch und
elastisch. Als der Kaiser seiner Genugthuung über die schnelle Erledigung des
Etats im Reichstage Ausdruck gab, bemerkte der Reichskanzler, man habe dies
zum Teil wohl der Vorlage über die beabsichtigten zweijährigen Etatsperioden
zu danken, und man könne am Ende künftig mit ähnlichen Vorlagen gleiche
Resultate erzielen.