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Nach Bitters Rücktritt hieß es eine Zeitlang, Bismarck wolle selbst das
Finanzministerium übernehmen. Dasselbe kam aber in die Hände von Scholz.
Geheimer Ober-Regierungsrat im Reichs-Eisenbahn-Amt Kraefft
(geboren 26. Oktober 1832)
ist aus dem Eisenbahndienst hervorgegangen und trat im Dezember 1868 in das
Bundeskanzler-Amt als kommissarischer Hilfsarbeiter ein. Kraefft war damals
der einzige mit dem Eisenbahnwesen beschäftigte und vertraute Beamte unter
Delbrück, der aber die Vorträge bei dem Kanzler diesem persönlich erstattete, so
daß Kraefft in persönliche Berührungen mit Bismarck zu treten keinen Anlaß hatte.
Sein Arbeitsgebiet war die Vorbereitung der Maßnahmen zur Ausführung der in
der Verfassung des Norddeutschen Bundes enthaltenen umfassenden Bestimmungen
über das Eisenbahnwesen. Im Januar 1870 wurde Kraefft ständiger Hilfs-
arbeiter im Bundeskanzer-Amt, 1872 Regierungsrat im Reichskanzler-Amt.
Nach Errichtung des Reichs-Eisenbahn-Amts trat Kraefft im September 1873
in diese Behörde ein, avancirte daselbst 1878 zum Geheimen Ober-Regierungsrat
und im November 1893 zum Wirklichen Geheimen Ober-Regierungsrat. Da
er 1868 in den Reichsdienst eintrat, zählt er zu den wenigen Beamten, welche
auf 25 Dienstjahre im Reich zurückblicken können. Seine Ernennung zum
stellvertretenden Bevollmächtigten zum Bundesrat erfolgte in dieser Session mit
Rücksicht auf die Bundesratsverhandlungen über die gesetzliche Regelung des
Eisenbahngütertarifwesens. Kraefft wurde zum Mitglied des betreffenden Sonder-
ausschusses gewählt und gehört demselben beziehungsweise dem Bundesrat bis
zu dem heutigen Tage an.
Geheimer Regierungsrat im Ministerium der öffentlichen
Arbeiten Flecki)
(geboren 20. Februar 1841)
war als Referent im Handelsministerium besonders an der Vereinbarung und
Durchführung der Gütertarifreform der deutschen Eisenbahnen lebhaft beteiligt,
die durch Beschluß vom 14. Dezember 1876 die Zustimmung des Bundesrats
fand. Die zur Fortbildung des Reformtarifs eingerichteten jährlichen General=
konferenzen der deutschen Eisenbahnen wurden später zu einem großen Teil von
v. 22. 6. 82, „Deutsches Tageblatt“ Nr. 174 v. 29. 6. 82 und „Kleines Journal“ Nr. 176
v. 30. 6. 82: „Schließlich geht aus dem Rücktritt des Finanzministers klar und deutlich
hervor, daß der Reichskanzler die entscheidende Persönlichkeit in unserer Politik ist und
nicht dulden will, daß dieselbe durch Velleitäten und Doktrinen der einzelnen Minister
durchkreuzt wird.“
1) Karl Emil Heinrich Alexander Fleck, geboren zu Beerbaum in der Mark Branden-
burg, besuchte das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium zu Berlin und studierte 1859 bis 1862
zu Berlin und Heidelberg die Rechts= und Staatswissenschaften. 1862 Auskultator, 1864
Referendar, 1867 Gerichtsassessor, 1864 und 1866 zur Armee einberufen. 1869 Eintritt