— 17 —
von ihm herangezogenen Geheimen Rat Meusel auszuarbeiten hatte, konnte das
Defizit nur durch Steuerzuschläge beseitigen. Das war kein glückverheißender
Anfang. Aber Herr v. Könneritz ging entschlossen und mit Erfolg daran, den
alten guten Ruf der sächsischen Finanzen wieder herzustellen. Sein Hauptwerk
hierbei war die Ein= und Durchführung der Einkommensteuergesetzgebung, zu
welcher, wie nicht verschwiegen sein mag, sein Amtsvorgänger die Vorbereitungen
getroffen hatte. In seinem Amte entwickelte der neue Finanzminister alle
diejenigen Eigenschaften, die das Land an ihm zu schätzen reiche Gelegenheit
fand: Umsicht, Sparsamkeit, Erschließung neuer Einnahmequellen, Hebung des
Volkswohlstandes. Die Staatsbudgets des Herrn v. Könneritz wurden von
einer Finanzperiode zur andern günstiger; mit welchen glänzenden Ueberschüssen
das dem jetzigen Landtag vorgelegte abschloß, ist in frischer Erinnerung. Ein
Hauptverdienst von ihm ist die Umgestaltung des Staatshaushalts in der jetzigen
als Muster von Klarheit und Uebersichtlichkeit anerkannten Weise sowie die
Neuordnung des Rechenschaftsberichts. Den Eisenbahnbau hat er kräftig gefördert;
er führte den Bau der Sekundärbahnen ein und verschaffte damit den ent-
legensten Teilen des Landes die Wohlthat einer Schienenverbindung. Dem
Hochbauwesen gab er eine neue Organisation, dem Forstwesen, für das er sich
lebhaft interessirte und das er sehr hob, verbesserte Einrichtungen. Den Erz-
bergbau verstaatlichte er. Sein wichtiges, weitverzweigtes Ressort beherrschte er
vollständig. Herr v. Könneritz besaß in hervorragendem Maße zwei Gaben:
alle Sachen mit praktischem Geschick anzufassen und sich in die Einzelheiten zu
vertiefen, ohne dabei die großen Gesichtspunkte außer Augen zu verlieren. Seine
Bautechniker, Eisenbahningenieure, Forstleute, Berg= und Hüttenmänner wie
seine Finanzrechenmeister waren oft erstaunt über das Maß seiner Fachkenntnisse
und Vertrautheit mit oft unbedeutenden Einzelheiten. Sein Tag war ausgefüllt
mit zahllosen Konferenzen; er verwendete die Nachtstunden zu schriftlichen Arbeiten;
oft fand ihn der grauende Morgen noch bei der Studirlampe, er mutete aber
im Dienste des Vaterlandes seiner Arbeitskraft zu viel zu.
An der Vorbereitung des Zolltarifs von 1879 nahm er als Bundesrats-
mitglied teil.
4. Württemberg.
Abteilungschef im Kriegsministerium, Wirklicher Geheimer
Kriegsrat Horion
gehört dem Bundesrat seit dem Jahre 1878 an; seine Aufgabe, die Vertretung
des württembergischen Militäretats und der militärischen Gesetzes= und Rechnungs-
mann in Zwickau, 1876 Kreishauptmann in Leipzig und am 1. November 1876 als Nachfolger
Friesens Finanzminister. Während seiner Chemnitzer Amtsperiode war er Landtags-
abgeordneter für den Wahlkreis Chemnitz Land, und 1874 vertrat er als Reichstags-
abgeordneter den Wahlkreis Bornau-Pegau im Reichstage. Seine Gattin war eine Tochter
des früheren sächfischen, späteren österreichischen Staatsministers Grafen von Beust.
Poschinger, Fürst Bismarck und der Bundesrat. IV. 2