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Es ist der Wunsch dieser Kreise, daß das Reich auch eine Beteiligung an der
neuen Ausstellung stattfinden lasse. In der That würde die Industrie ohne
eine solche Beteiligung die Ausstellung in Melbourne nicht unter den günstigen
Bedingungen wie die Ausstellung in Sydney beschicken können und damit
Gefahr laufen, die hier gewonnene Anerkennung dort wieder einzubüßen.
Was den Kostenpunkt betrifft, so hat sich die für die Ausstellung in
Sydney bewilligte Summe von 200000 AM., trotz vorsichtiger Beschränkung
der Ausgaben, nicht als ausreichend erwiesen, um die dem Reich zufallenden
Kosten zu decken. Die notwendig gewordenen Mehrausgaben werden möglicher—
weise bis auf 100 000 J steigen. Um bei der Ausstellung in Melbourne
eine solche Ueberschreitung der etatsmäßigen Bewilligung zu vermeiden, dürfte
die Unterstützung von vornherein auf 300 000 -JX. zu veranschlagen sein."
Die Zeit für eine Beschlußfassung hierüber sei jetzt schon gekommen, wenn
die Vorbereitungen für eine Beteiligung Deutschlands an der Ausstellung recht-
zeitig getroffen werden sollen, und wurde demzufolge an den Bundesrat der
Antrag gestellt, er möge sich einverstanden erklären, daß für die Ausstellung in
Melbourne ein Reichskommissar entsendet, und daß zur Bestreitung der durch
die Beteiligung des Reichs an dieser Ausstellung entstehenden Kosten der Betrag
von 300 000 M. in den Reichshaushalts-Etat für 1880/81 aufgenommen werde.
Der Bundesrat beschloß nach Antrag.
Die nächste Volkszählung. Ausdehnung der damit ver-
bundenen statistischen Erhebungen. Am 12. Mai 1880 richtete
Bismarck das nachstehende Schreiben an den Bundesrat, 1) welches bewies, daß
er ein Feind allzuweitgehender statistischer Erhebungen war.
„Nachdem die letzte Volkszählung im Deutschen Reich am 1. Dezember 1875
vorgenommen worden ist, wird den vom Bundesrat hinsichtlich der Wiederholung
der Volkszählungen angenommenen Grundsätzen entsprechend im laufenden Jahre
wiederum eine solche stattzufinden haben.
Behufs Vorberatung der deshalb vom Bundesrat zu fassenden Beschlüsse
hat, ebenso wie dies vor der Bevölkerungsaufnahme von 1875 geschehen war,
eine Zusammenkunft der Vorstände der statistischen Zentralstellen aus der Mehrzahl
der Bundesstaaten bei dem Kaiserlichen Statistischen Amt dahier unter Teilnahme
des Direktors dieses Amts im Oktober v. J. stattgefunden.
Das Ergebnis dieser Konferenz ist in den anliegenden Vorschlägen und
den Protokollen über die stattgehabten Verhandlungen enthalten.
1) Bundesrats-Drucks. Nr. 96 in der S. 24 Note 2 citirten Quelle. Das genaue
Datum dieses Schreibens konnte früher von mir nicht angegeben werden. Auf Grund
meiner Darstellung ist dasselbe in Kohls Bismarck-Regesten Bd. II. S. 211 unter
7 Mai 1880 aufgeführt.
Poschinger Fürst Bismarck und der Bundesrat. IV. 18