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sein Studium der Orientalia an den heimatlichen Hochschulen besondere Be-
fähigung zeigte, beigegeben wurde. Elf Jahre lang war er hier thätig, zuletzt
als erster Dragoman, während der für diplomatische Schachzüge und Kunst-
leistungen so bedeutsamen orientalischen Friedenspause, in welche ja auch die
Kriege von 1866 und 1870/1871 fielen. Busch hatte hier vielfach Gelegenheit,
orientalische Verhältnisse und Politik kennen zu lernen und sich durch seine
scharfe Beobachtung und richtige Beurteilung zu einem gründlichen Kenner
dortiger Zustände heranzubilden. Unstreitig ist in dieser elfjährigen Konstanti-
nopeler Thätigkeit Buschs die Basis zu seiner späteren hervorragenden Stellung
in unserer Diplomatie zu suchen.
Die Dragomanverhältnisse lagen, als Busch nach Konstantinopel kam, dort
sehr im argen. Die Dragomanstellen waren meist in den Händen von Levan-
tinern; ihre Dienste waren unsicher, denn sie waren den Einflüssen der Pforte
in hohem Maße zugänglich und — man darf es wohl sagen — vielfach
bestechlich. Mit der Ernennung von Busch ging im Dragomanwesen am Bos-
porus eine radikale Umwälzung vor sich, denn die Stellen wurden von da ab,
und zwar nicht nur von Deutschland allein, sondern auch von anderen Staaten,
denen das geeignete Material zu Gebote stand, mit wissenschaftlich gebildeten
und gewissenhaften Beamten besetzt.
Das Ansehen, das sich Busch in Konstantinopel erwarb, war groß; mit
der Kenntnis der Verhältnisse und besonders der Personen wuchs natürlich auch
sein Einfluß. Wesentlich ist Dr. Busch die Bekanntschaft vorteilhaft geworden,
die im Jahre 1869 der damalige Kronprinz, spätere Kaiser Friedrich, gelegentlich
Amts beschäftigt worden war, erfolgte im November desselben Jahres seine Ernennung
zum Wirklichen Legationsrat und vortragenden Rat. Vom Januar bis März 1877 mit
der Vertretung des Botschaftsrats in Konstantinopel betraut, nahm er im Juni und Juli 1878
an den Arbeiten des Berliner Kongresses teil und wurde im Dezember desselben Jahres
zum Geheimen Legationsrat ernannt. Nachdem er sodann von Anfang Mai 1879 nahezu
ein Jahr lang als Generalkonsul in Budapest fungirt hatte, wurde er im März des darauf-
solgenden Jahres zur zeitweiligen Leitung der politischen Abteilung in das Auswärtige
Amt berufen, worauf im März 1881 seine Ernennung zum Unterstaatssekretär unter Ver-
leihung des Charakters als Wirklicher Geheimer Legationsrat erfolgte. In dieser Stellung
wurde er zu Anfang Februar 1883 zum stellvertretenden Vorsitzenden der Prüfungs-
kommission für das diplomatische Examen und im Juli 1884 zum Mitglied des Staatsrats
ernannt. Darauf wurde ihm im Mai 1885 der Posten des Gesandten in Bukarest und
im April 1888 derjenige des Gesandten in Stockholm übertragen. Vor Antritt des letzteren
erhielt er den Auftrag, sich zu Anfang Mai nach Konstantinopel zu begeben, um während
der Beurlaubung des erkrankten damaligen Botschafters v. Radowitz die Leitung der
dortigen Botschaft zu übernehmen. Nachdem er im März 1891 zum Wirklichen Geheimen
Rat mit dem Prädikat „Excellenz“ ernannt worden war, verblieb er auf dem Posten in
Stockholm, bis im Juli 1892 seine Ernennung zum Gesandten in Bern erfolgte. Diesen
Posten hat er bis zu seinem Ableben, welches am 25. November 1895 infolge einer durch
Lungenblutung hervorgerufenen Herzschwäche erfolgte, bekleidet.