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„Paris, 4. Januar. Nachrichten aus Berlin zufolge wird, gegenüber den
von verschiedenen Journalen kolportirten Gerüchten, in dortigen bestunterrichteten
Kreisen versichert, daß sich Busch im Vatikan über die wahren oder wahr-
scheinlichsten Absichten des Fürsten Bismarck unzugänglich erwies, und daß
niemand mit ihm auch nur über die entfernte Möglichkeit der Abreise des
Papstes nach Fulda oder anderswohin sprach. Busch kündigte die baldige Rück-
kehr Schlözers nach Rom an, ohne zu sagen, ob diese Rückkehr vor oder nach
der Einberufung des Landtages erfolgen werde. Indessen verhandelte und löste
Busch die Frage betreffs der bischöflichen Sitze in Osnabrück, Paderborn und
Breslau. Die Regierung wird den Bischöfen von Hildesheim, Kulm und Ermeland
ihre Einkünfte und den Bischöfen von Münster und Limburg ihre Sitze zurück-
geben; dagegen werden die Erzbischöfe von Posen und Cöln ihre Demission
geben. Busch erklärte, er könne rücksichtlich des Buchstabens der Maigesetze
nicht nachgeben; er versprach jedoch eine mildere Auffassung rücksichtlich des
Geistes derselben. Ueber diese Frage soll Schlözer verhandeln.“
Nach der Rückkehr von Rom wurde Busch natürlich sofort von Bismarck
empfangen (24. Dezember 1881).1)
Zahlreich sind die bekannt gewordenen unpolitischen Erlasse, welche unter
der Zeichnung Buschs das Auswärtige Amt verlassen haben, und von denen
ich einige hier folgen lasse.
Berlin, 20. Oktober 1882.
Zirkular-Erlaß an die deutschen Konsulate. 2)
„Aus Anlaß eines Spezialfalles erlaube ich mir, die Herren General-
konsuln, Konsuln und Vizekonsuln im Auftrage des Herrn Reichskanzlers wieder-
holt darauf aufmerksam zu machen, daß sie ihre eigentliche und vornehmste
Aufgabe in der Förderung des deutschen Handels und dem Schutz der Reichs-
1) Die „Rheinisch-Westfäl. Ztg.“ schrieb mit Bezug hierauf in der Nr. 1 v. 2. 1. 82.
Der „Köln. Ztg.“ wird aus Berlin geschrieben: „Ein hiesiges Blatt meldet, daß der Reichs-
kanzler sich zum Vortrage beim Kaiser gemeldet, den Vortrag indessen später, nachdem er
mit dem Unterstaatssekretär Busch eine Unterredung gehabt, abgesagt habe. In dieser
Mitteilung ist richtig, daß der Reichskanzler, wie überhaupt seit der Rückkehr des Dr. Busch,
jeden Tag, so auch gestern den Unterstaatssekretär empfangen hat; und es ist ebenfalls richtig,
daß der gestern vom Fürsten Bismarck beabsichtigte Vortrag beim Kaiser unterblieben ist.
Aber diese beiden Thatsachen stehen in gar keinem Zusammenbange. Der Vortrag des
Reichskanzlers ist auf Wunsch des Kaisers, der sich gestern nicht ganz wohl fühlte, um
einige Tage hinausgeschoben. Mit der Mission des Dr. Busch hat diese Absage durchaus
nichts gemein. Es liegt ja auf der Hand, daß der Reichskanzler nicht erst gestern über
das, was Dr. Busch in Rom ausgerichtet hat, unterrichtet worden ist.“
2) In Kohls Bismarck-Regesten übersehen. Eine Instruktion von Busch nach Wien,
Petersburg und Rom, d. d. 30. Mai 1882, in Sachen der ägyptischen Frage, kennen wir
aus einer im Staatsarchiv (XLI. 142 Nr. 7885) abgedruckten Depesche Courcels von dem-
selben Tage.