Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Vierter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1878-1881). (4)

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Aufgaben die formelle Leitung der Beziehungen Bayerns zum Deutschen Reiche. 
Zugleich trat er an die Spitze der gesamten Staatsverkehrsanstalten Bayerns. 
Die ungemein zahlreichen und vielgestaltigen geschäftlichen Beziehungen 
Crailsheims zu dem Fürsten Bismarck, als dem obersten Leiter der gesamten 
Reichsverwaltung, ergeben sich hieraus von selbst. Auch vielfache persönliche 
Begegnungen haben stattgefunden, insbesondere in den Zeiten der Beteiligung 
Crailsheims an den Verhandlungen des Bundesrats 1881, 1882, 1883, 1884 
und 1887. Hierher zählen auch die Besuche Crailsheims in Kissingen in den 
Jahren 1880, 1881, 1883, 1885, 1886 und 1887. Nach der bayerischen 
Königskatastrophe (1886) und zu der Reichstagseröffnung von 1888 begleitete 
der Minister den Prinz-Regenten von Bayern nach Berlin. 
In den Jahren 1886 und 1892 erhielt Crailsheim die Besuche des Fürsten 
Bismarck in München. 
Die dienstlichen und persönlichen Beziehungen Crailsheims zu dem Fürsten 
waren unausgesetzt die besten, und der Minister rühmte zu nicht seltenen Malen 
das freundlich geneigte und loyale Entgegenkommen des letzteren in den speziellen 
bayerischen Fragen. Wie er im allgemeinen über Fürst Bismarck dachte, ergibt 
sich wohl am deutlichsten aus der öffentlichen Verhandlung der bahyerischen 
Kammer der Abgeordneten vom 26. Oktober 1889, in welcher Crailsheim bei 
Abwehr der Angriffe gegen den nach dem Vorgange Preußens geschlossenen 
bayerisch-russischen Auslieferungsvertrag erklärte, „er habe sich wahrlich nicht 
zu schämen, das nämliche gethan zu haben, was der größte Staatsmann dieses 
Jahrhunderts gethan hat“ (Stenogr. Berichte S. 69). 
Fürst Bismarck hat auch nach seinem Rücktritt dem Minister Crailsheim 
die frühere freundliche Gesinnung bewahrt. Dafür zeugt auch ein Schreiben, 
welches der Fürst am 2. September 18909) aus Kissingen an den Minister 
gerichtet hat. 
Dasselbe hat folgenden Wortlaut: 
„Geehrter Freiherr! 
Im Begriff, Kissingen zu verlassen, drängt es mich, Eurer Ercellenz gegen- 
über der Dankbarkeit Ausdruck zu geben, mit welcher mich das freundliche 
Entgegenkommen der Königlichen Behörden erfüllt, mit deren Organen ich 
hier in Berührung gekommen bin. Die Einrichtungen des postalischen, tele- 
graphischen und polizeilichen Dienstes, durch welche mir der Kurgebrauch erleichtert 
worden ist, verpflichten mich zum verbindlichsten Danke gegen die Leitung der 
beteiligten Ressorts, und ich erlaube mir, an Eure Ercellenz die ergebenste 
Bitte um gütige Vermittlung dieses Dankes zu richten. Seiner Königlichen 
Hoheit dem Prinz-Regenten habe ich mir gestattet, den Ausdruck meines ehr- 
1) Bisher unveröffentlicht.
	        
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