Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Vierter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1878-1881). (4)

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furchtvollen Dankes für die mir erwiesene Gnade in immediatem Schreiben zu 
Füßen zu legen. 
Eure Excellenz bitte ich, mir die freundschaftlichen Beziehungen zu erhalten, 
welche sich aus unserer gemeinschaftlichen Thätigkeit im Amte entwickelt haben, 
und bin mit der 
ausgezeichnetsten Hochachtung 
stets der Ihrige 
v. Bismarck.“ 
Außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister 
Graf v. Lerchenfeld-Köfering 
(geboren 13. Oktober 1843) 
führt in allen Bundesratsverhandlungen, zu welchen nicht ein bayerischer 
Minister nach Berlin kommt, die bayerische Stimme; außerdem pflegt derselbe 
in den Fällen, in denen der regelmäßige Vorsitzende des Bundesrats am Er- 
scheinen verhindert ist, mit dem Vorsitz im Plenum des Bundesrats betraut zu 
werden. Bayern führt außerdem in dem aus den Bevollmächtigten der drei 
Königreiche und zwei alljährlich vom Bundesrat zu wählenden Bevollmächtigten 
anderer Bundesstaaten gebildeten Ausschuß für die auswärtigen Angelegen- 
heiten den Vorsitz. Die Ausübung dieser Funktion ist allerdings dem gegen- 
wärtigen bayerischen Gesandten erspart geblieben, weil sich seit 1879 ein Modus 
herausgebildet hat, der ganz dasselbe erzielt und sich in prasi besser durch- 
führen läßt: die Mitteilung interessirender politischer Berichte auf diplomatischem 
Wege an die einzelnen Bundesregierungen. 1) 
Man ist in einzelnen Kreisen über die Stellung, welche der bayerische 
Gesandte im Bundesrat einnimmt, nicht gehörig unterrichtet, und ich selbst habe 
als Fernstehender bis vor kurzem ein unzutreffendes Urteil darüber gehabt. 
Den Mitteilungen einer mit den einschlägigen Verhältnissen wohlvertrauten 
Persönlichkeit entnehme ich folgendes: 
Graf Lerchenfeld widmet sich mit Eifer den Arbeiten in den Ausschüssen 
des Bundesrats, in denen ja der Schwerpunkt für die Arbeiten dieser Körper- 
schaft ruht. Er erscheint dort niemals, ohne vorher über alle zur Verhandlung 
gelangenden Gegenstände von den übrigen bayerischen Bevollmächtigten zum 
Bundesrat Vortrag entgegengenommen zu haben. Außerdem hat er selbst ein 
nicht unbedeutsames Referat in dem wichtigsten Ausschusse des Bundesrats, 
dem für Handel und Verkehr, übernommen, dessen er sich mit Geschick und 
Sachkenntnis entledigt. 
6 1) Es darf hier noch auf die Erklärung verwiesen werden, welche der Großherzoglich 
badische Minister v. Brauer in der 21. öffentlichen Sitzung der Zweiten badischen Kammer 
am 17. Januar 1898 abgegeben hat.
	        
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