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Paris über St.-Denis her. Eine Holzbrücke über den Fluß ist zerstört, die
Brücke der Eisenbahn Paris— St.-Germain aber erhalten. Der Bahnhof liegt
aber sehr tief, man kommt nicht gut herauf, und so bleibt die Brücke unbenützt,
und es ist weiter oberhalb bei Le-Plocq eine Pontonbrücke geschlagen. Unterhalb
bei Maisons-sur-Seine sieht man eine zweite, wie es scheint erhaltene Eisen-
bahnbrücke.
Rechts und südlich ist die ganze Landschaft von bewaldeten, an dem
linken Ufer der Seine sich hinziehenden Hügeln eingesäumt. Man sieht zunächst
auf einem derselben den bezeichneten Aqguädukt. Vor uns, östlich, auf etwa eine
Stunde erhebt sich der bekannte Mont Valérien mit seinem Fort, dem stärksten
von Paris, das wir auf unserer Fahrt stets zur Rechten hatten.
Links davon, in weiterer Ferne, sieht man den Montmartre mit seinen
Häusern und zwischen beiden einen Teil des Häusermeers von Paris, das im
Rücken von der Hügelreihe umgeben ist, auf welcher der Pére Lachaise liegt.
Dann folgt weiter links und nördlich St.-Denis mit seinem Dome. Oestlich,
ganz nahe von St.-Denis, liegt Le Bourget, um das die Kämpfe vom 29. und
30. spielten.
Diesseits St.-Denis sieht man Argenteuil und westlich, gerade vor sich,
Montesson, Carrières-St.-Denis, während Carrières-sous-Bois nördlich, dies-
seits der Seine liegt. Das Bild ist auch nördlich von Hügeln eingeschlossen.
Die ganze hügelige Landschaft ist von Dörfern, Landhäusern, Aeckern, Wiesen,
Wäldchen bedeckt. Von hier bis hinüber nach Paris folgt Dorf auf Dorf
und Haus an Haus.
Der Mont Valérien, der gestern vielen Lärm gemacht, schwieg heute.
Franzosen, Französinnen, Landwehrleute, Garde-Dragoner und Kürassier-
Offiziere vom gelben sogenannten Bismarckschen Regimente eilten hin und her. Es
ist überraschend, überall gut gehaltene, wohlgenährte, zum Teil schöne Pferde
bei der Armee zu sehen.
Nach Versailles zurückkehrend, machten wir einen Gang in den öden, ver-
lassenen Park von Marly, von dessen Häusern kaum mehr Mauerreste stehen,
dessen Teiche ausgetrocknet sind und auf dessen steinernen Eingangspforten
Gras und Gesträuch wächst. Nur die Umfassungsmauer ist noch so ziemlich
erhalten.
Auch auf diesem Wege sahen wir viele Schlößchen und Landhäuser mit
mauerumgebenen Parks. Die Franzosen sind reicher als wir, umgeben sich mit
mehr Luxus und leben mit mehr Comfort. Das sieht man schon an den
Wohnungen mittlerer Leute, in die wir kamen und kommen.
Versailles hat nicht mehr Einwohner als Karlsruhe, ist aber sehr weit-
läufig gebaut, sicher dreimal so groß. Jeder Gang durch die breiten Straßen
ist eine Viertelstunde weit, man kommt ohne Wagen kaum zu Ende.
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