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gegenseitigen Vertrauens geregelt wurden, ward der damalige Oberstlieutenant
v. Faber du Faur nach Berlin entsendet, um hier als militärischer Vertreter
Württembergs die Annäherung seines Heimatlandes an den Norden auf mili—
tärischem Gebiete zu vermitteln und vorzubereiten. In jenen Tagen, „da es
Frühling worden in Deutschland“, als württembergische Stabsoffiziere in den
Berliner Garderegimentern kommandirten, war der militärische Vertreter Württem-
bergs in der alten württembergischen Uniform, mit dem lang herabwallenden
schwarzen Barte, eine eigenartige, für die damalige Zeit so recht charakteristische
Erscheinung in der Hauptstadt des jungen Norddeutschen Bundes. Am König-
lichen Hofe sowohl wie in den gesellschaftlichen Kreisen Berlins fand Herr
v. Faber allseitig die herzlichste Aufnahme, seine Stellung erleichterte sich ihm
um so mehr, als er einerseits getragen war von dem vollsten Vertrauen seines
Königs, andererseits in seiner eigenen Ueberzeugung das Heil Württembergs
wie Gesamtdeutschlands nur in der engen bundesstaatlichen Vereinigung der
deutschen Stämme erblickte. In diesem Sinne zu wirken, war er unablässig
bemüht, und als die wenn auch geahnten, so doch überraschend schnell ein-
tretenden großen Tage des Jahres 1870 heranbrachen, war Oberstlieutenant
v. Faber berufen, in der Erfüllung der militärischen Bündnispflichten Württem-
bergs ein wichtiges Bindeglied zu sein. In jenen Tagen der hochgehenden
nationalen Bewegung hatte Faber du Faur eine Unterredung mit Bismarck, in
dessen Hause er mit seiner Familie ein gern gesehener Gast geworden war.
Während der Unterredung, welche sich auf die gesamte politische und militärische
Aktion Württembergs erstreckte, lief von einer neutralen Großmacht ein Tele-
gramm an den Kanzler ein, welches demselben die Erhaltung des Friedens an
das Herz legte und sofort die Beantwortung dahin fand, daß die Adresse an
Preußen und den Norddeutschen Bund nicht die richtige sei, da die Friedens-
störung nicht von Deutschland ausgehe, welches sich nur zur Abwehr und Ver-
teidigung rüste. Oberstlieutenant v. Faber wohnte im Hauptquartier der 3. (Kron-
prinzlichen) Armee dem Feldzuge dienstlich bei. Nach dem Kriege fiel dem
Oberst v. Faber die Aufgabe zu, an der praktischen Herstellung des militärischen
Anschlusses Württembergs an das Reichsheer, wie die Versailler Verträge ihn
vorgesehen, mitzuwirken. Das Vertrauen, welches ihm gleichmäßig an den
höchsten Stellen in Berlin und Stuttgart gezollt wurde, kam ihm dabei nicht
minder zu statten wie seine eigene charaktervolle Gesinnung, welche ihn, der
mit vollem treuem Herzen an seiner schwäbischen Heimat hing, dennoch den
Sinn stets auf das Große, Ganze richten ließ. Vielen Besuchern des Reichstags
wird die hohe, stattliche Gestalt in Erinnerung sein, welche fast in keiner Sitzung
fehlte. Das Wort hat General v. Faber, wenn wir nicht irren, nur einmal
zu einer kurzen Erklärung bei Beratung des württembergischen Militäretats er-
griffen; sein Wirken war nicht für die Oeffentlichkeit. Aber die Art, wie
der Reichskanzler den bescheidenen Mann begrüßte, ließ doch erkennen, daß