Full text: Wegweiser durch Bismarcks Gedanken und Erinnerungen. (3)

96 XI. Die Erwerbung von Schleswig-Holstein. 
seinen Anlagen, Hamburg und der Weg von dort nach Berlin 
immer werde gedeckt werden müssen, auch wenn kein Canal 
vorhanden sei. Erst um das Jahr 1885 schwächte sich der 
Widerstand der Landesvertheidigungs-Commission insoweit ab, 
daß der Canalbau auch die Zustimmung der militairischen 
Kreise fand. Für Bismarck sollte der Nord-Ostsee-Canal nur 
der Anfang eines großen Canalsystems sein, durch welches Kiel 
mit den Mündungen der Elbe, Weser, Jahde und Ems ver- 
bunden werden sollte, damit ein blockirender Feind gezwungen 
würde, in jedem der beiden Meere ein unserer ganzen Flotte 
gleichkommendes Geschwader zu erhalten, weil er nicht weiß, 
aus welcher von den fünf Ausfallspforten unsere ganze Flotte 
herausbricht. 
Der Erwerbung von Helgoland, die dem Grafen von 
Caprivi werthvoll genug erschien, um dafür den besten Theil 
unseres hoffnungsreichen ostafrikanischen Colonialbesitzes ein- 
zutauschen, steht Fürst Bismarck mit sehr gemischten Em- 
pfindungen gegenüber; die Richtigkeit seiner Befürchtungen 
dürfte ein zukünftiger Krieg mit Frankreich zu unserem Nach- 
theil erweisen. Die Deckung der Insel durch die englische 
Neutralität war für uns nützlicher als ihr Besitz, der uns 
im Frieden schwere finanzielle Lasten aufbürdet und im Kriege 
uns zu einer Vertheidigung des Felsens nöthigt, die einen 
nicht unwesentlichen Theil unserer kleinen Flotte in Anspruch 
nehmen wird.
	        
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