Der König giebt nach. Friedensschluß. 103
Rheinbundsgelüste zu, die bei den nahen verwandtschaftlichen
Beziehungen des württembergischen Hauses zu der Napoleo-
nischen Dynastie und bei der französischen Gesinnung der Königin
von Holland, einer württembergischen Prinzessin, nahe genug
lagen. Vielleicht hat gerade die ablehnende Haltung Bismarcks
bewirkt, daß sich Herr von Varnbüler bei den späteren Ver-
handlungen in Berlin den preußischen Forderungen auch in
deutsch-nationaler Beziehung gegenüber um so entgegenkom-
mender zeigte: er war der Erste, der am 13. August 1866
seinen Namen unter einen der Schutz= und Trutzverträge setzte,
durch welche die außerhalb des Norddeutschen Bundes stehen-
den süddeutschen Staaten sich für den Fall eines französischen
Angriffes zu gemeinsamer Abwehr verpflichteten.
Dank der Napoleonischen Einmischung, die den Einfluß
Preußens in Deutschland durch die Mainlinie beschränkte,
konnte sich nur erst das nördliche Deutschland in festerem Bunde
zusammenschließen (21. Capitel: Der Norddeutsche Bund).
Das Provisorische eines solchen Zustandes wurde von Jeder-
mann empfunden, am meisten von Bismarck selbst. Daß aber
das letzte Ziel, die Einigung Deutschlands, ohne einen Waffen-
gang mit Frankreich nicht zu erreichen sein würde, lag auf
der Hand für jeden Kenner der Napoleonischen Prestigepolitik,
wie viel mehr für einen Staatsmann vom Schlage Bismarcks.
Bei allen Fragen der inneren Politik hatte er demnach die
auswärtigen Beziehungen im Auge zu behalten. Den Krieg
mit Frankreich zu provociren, lag nicht im Interesse Preußens
und des Norddeutschen Bundes, er mußte von selbst kommen,
wenn die Unhaltbarkeit der durch den Krieg von 1866 und
die französische Einmischung geschaffenen Lage sich offenbarte,
aber er durfte nicht zu früh kommen. Daher vermied Bis-
marck Alles, was das mißgünstige Ausland reizen konnte, und
widmete sich nach Kräften der Befestigung des Norddeutschen
Bundes und des durch stattlichen Zuwachs erweiterten preu-
ßischen Staates. Mißgünstig aber war nicht Frankreich allein,
das im Falle des Krieges auf den Bund von Oesterreich und
Italien rechnen konnte, mißgünstig war auch Rußland, wo
Fürst Gortschakow nach glaubhafter Ueberlieferung im Juli 1866