Full text: Wegweiser durch Bismarcks Gedanken und Erinnerungen. (3)

Maß der Annexionen. Die Welfenlegion. 111 
Bayerns durch Abtretung von Ansbach und Bayreuth wünschte 
der König auch eine Vergrößerung der Hohenzollernschen Lande 
auf Kosten Württembergs. Beiden Wünschen trat der Staats- 
mann mit Erfolg entgegen. Die von badischer Seite vor- 
geschlagene Lostrennung der Pfalz von Bayern, die, dem 
badischen Gebiete zugefügt, das Großherzogthum zum unmittel- 
baren Grenznachbar Preußens gemacht haben würde, konnte 
für Bismarck ein Gegenstand ernstlicher Erwägung überhaupt 
nicht sein. Preußen hatte nicht badische Hauspolitik auf Kosten 
der zukünftigen Entwickelung zu treiben. Diese aber wäre 
entschieden gefährdet worden, wenn Bayern mit Gewalt auf 
die Bahn des Widerstandes gegen eine deutsch-nationale Ent- 
wickelung gestoßen worden wäre. Seine Unzufriedenheit würde 
es für alle österreichischen und französischen Revanchepläne zum 
stets bereiten Bundesgenossen gemacht haben. 
Wie bereitwillig Frankreich alle der Neuordnung Deutsch- 
lands feindlichen Bestrebungen förderte, lehrt der Schutz, 
den es der Welfen legion gewährte. Sie ist, Dank Bismarcks 
Bemühungen, im deutsch-französischen Kriege nicht zur Wirk- 
samkeit gekommen; den deutschen Truppen ist erspart geblieben, 
gegen Landsleute zu kämpfen und dadurch ein Element der 
Verbitterung in einen Kampf hineinzutragen, dessen Ziel die 
Versöhnung aller innerhalb der deutschen Nation noch bestehen- 
den Gegensätze sein sollte. Die freudige Theilnahme der ehe- 
maligen Hannoveraner, Hessen, Nassauer, Frankfurter und 
Schleswig-Holsteiner am Kriege gegen Frankreich war ein 
wichtiges Moment des Fortschritts zur nationalen Einheit; 
eine feindliche Erhebung der welfischen Partei in Hannover 
hätte vergiftend gewirkt wie Meltau auf die jungen Pflanzen. 
Indem Bismarck durch Aufwendung reichlicher Geldmittel die 
welfische Agitation bekämpfte, ehe sie zu fester Organisation 
gelangt war, trieb er eine „prophylaktische“" Politik, die Deutsch- 
land vor schweren inneren Erschütterungen bewahrt hat. 
Als sich Bismarck nach dem Abschlusse der Friedens- 
verhandlungen mit Oesterreich und seinen Gegnern unter den 
deutschen Staaten in Urlaub begab, um nach den aufreiben- 
den Kämpfen des vergangenen Jahres und den Strapazen des
	        
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