Denkschrift des Kronprinzen. 125
II. Welche Vortheile das bereits durch den Kriegsausbruch
moralisch geeinigte, gesammte deutsche Vaterland ge-
winnen muß.
J.
Friedensbedingungen.
Es ist eine berechtigte Forderung: Frankreich müsse also
geschwächt werden, daß es auf lange Zeit verhindert wird,
einen entscheidenden Einfluß auf das Geschick der Völker aus-
zuüben, namentlich aber durch seine Ansprüche den europäischen
Frieden zu stören.
Dennoch würde es sich als unmöglich erweisen, einen
Staat, dessen Bevölkerung zahlreicher ist als die des Bundes-
gebiets, dessen Hülfsquellen, Bodenreichthum und Industrie
nicht geringer sind als die unseren, und dessen!) besonders
glückliche geschlossene geographische Lage durch ein starkes
Nationalgefühl seiner Bewohner getragen wird, auf die Dauer
durch aufgelegten Druck und Verminderung seiner Hülfsquellen
zur Ohnmacht herabzubringen.
Auch die vielfach geforderte Neutralisirung eines neuen
Landes zwischen Deutschland und Frankreich, also des Elsaß's
und Saar-Gebietes, würde eine feindliche Politik Frankreichs
nicht fern halten, nur die Möglichkeit künftiger Strafe dafür
uns erschweren. Unter diesen ungünstigen Umständen würden
die deutschen Forderungen bei einem Friedensschluß nach glück-
lichem Kampfe sich, den Kaiser Napoléon als friedenschließenden
Gegner gedacht, zunächst auf folgende Punkte beschränken:
1. Frankreich muß die gesammte Last der Deutschland
auferlegten Kosten dieses Krieges zahlen.
2. Frankreich muß in seinem Ländergebiet vermindert
werden, jedoch ohne daß gerade Deutschland oder
Preußen hierdurch vergrößert zu werden brauchen.
Der Rückerwerb des deutschen Elsaß ist eine Herzens-
sache des deutschen Volkes geworden, welcher die
Politik nur schwer wird widerstehen können.
1) Org.: dessen.