2 I. Zur Abwehr.
mein Schweigen könnte sonst leicht als Zugeständniß aufgefaßt
werden. Es heißt da: „Der Einfluß Herbert Bismarcks ist
sicher ebenso schwerwiegend für die Gestaltung der „Gedanken
und Erinnerungen“ gewesen, wie der Besuch des deutschen
Kaisers in Friedrichsruh 1895.“ Was der Verfasser des
Artikels hier als „sicher" hinstellt, ist eine durchaus willkür-
liche Unterstellung. Dem Fürsten Herbert Bismarck sind die
Aufzeichnungen überhaupt erst nach dem Tode seines Vaters
im Zusammenhange bekannt geworden, er hat nicht den ge-
ringsten Einfluß auf ihre Gestaltung gehabt, auch keinerlei
Streichung im Texte vorgenommen. Es heißt der Wahrheit
einen schlechten Dienst erweisen, wenn man als „sicher“ hinstellt,
was nur das Ergebniß eigener Einbildung ist. Ebensowenig
hat der Besuch des deutschen Kaisers im Jahre 1895 in irgend
welcher Weise auf die Gestaltung des Werkes eingewirkt. Zu
dieser Zeit war es bereits fertig, und Fürst Bismarck hat in
einem langen Leben bewiesen, daß Fürstengunst für ihn nicht
das höchste der Gefühle war. Er hat immer nur der Wahr-
heit gedient, und wer voraussetzt, daß ihn ein Besuch des
Kaisers hätte bestimmen können, auch nur einen Strich an dem
zu ändern, was er nach reiflicher Erwägung seinen „Gedanken
und Erinnerungen“ einverleibt hatte, der beurtheilt ihn nach
dem eigenen Empfinden, die sittliche Größe dieses Mannes aber
vermag er nicht zu erfassen. Den Verleger gegen die fran-
zösische Unterstellung, die der deutsche Artikelschreiber sich zu
eigen macht, zu vertheidigen, daß er als „Geheimer Rath“
sicherlich kein Werk in Verlag genommen haben würde, „das
irgendwie geeignet wäre, bei Hofe oder in Regierungskreisen
Anstoß zu erregen“, habe ich kaum nöthig, da dieser Herr
Manns genug ist, sich seiner Haut zu wehren. Wie un-
haltbar die Annahme ist, wird ohne Weiteres klar, wenn man
sich des Datums des Verlagsvertrages erinnert (6. Juli 1890).
Zu dieser Zeit war das Märchen vom „grollenden“ Bismarck
fast zu einer Wahrheit geworden. Ueberall, in amtlichen und
nichtamtlichen Zeitungen, las man von dem Alten im Sachsen-
walde, der Böses sinne Tag und Nacht und ein teuflisches
Vergnügen daran finde, das Werk seines Geistes und seiner