Full text: Wegweiser durch Bismarcks Gedanken und Erinnerungen. (3)

XIV. 
Ser Culturkampf. 
In Versailles empfing Bismarck im November 1870 den 
Grafen Ledochowski, Erzbischof von Posen und Gnesen 
(24. Capitel: Culturkampf). Der hohe Geistliche kam, um 
die Hilfe des Norddeutschen Bundes zu Gunsten der welt- 
lichen Herrschaft des Papstes zu erbitten, die nach dem Abzuge 
der Franzosen aus Rom an die Italiener verloren gegangen 
war. Bismarck lehnte nicht direct ab, er machte dem Grafen 
Ledochowski und später auch dem Cardinalerzbischof Bonne- 
chose von Rouen den Vorschlag, sie möchten durch den Papst 
auf die französische Geistlichkeit im Sinne des Friedens ein- 
wirken, worauf der Norddeutsche Bund auch die Interessen 
des Papstes dem italienischen Königthume gegenüber wahr- 
nehmen werde. Beide Kirchenfürsten waren in diesem Sinne 
thätig, konnten aber Bismarck nur von einer kühlen, ablehnen- 
den Aufnahme ihrer Schritte berichten: die am Hofe des 
Papstes maßgebenden Jesuiten hatten entweder nicht die 
Kraft oder nicht den guten Willen, den päpstlichen Einfluß 
zum Besten des Friedens zur Geltung zu bringen. Die 
Einmischung zu Gunsten des Papstes unterblieb, und die 
Thronrede zur Eröffnung des deutschen Reichstages (21. März 
1871) ertheilte allen Bestrebungen, die Macht des Deutschen 
Reiches für andere als deutsche Interessen in Bewegung zu 
setzen, eine runde Absage. 
Um eine Frage von großer Bedeutung für die Stärkung 
der katholischen Kirche in Deutschland handelte es sich bei dem
	        
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