Full text: Wegweiser durch Bismarcks Gedanken und Erinnerungen. (3)

142 XIV. Der Culturkampf. 
Eigenhändig Seiner Excellenz 
dem Staatsminister Herrn Dr. Falk. 
Eure Excellenz hatten die Güte, bei Ihrem Rücktritt 
vom Amte sich auf meinen Wunsch schriftlich darüber zu 
äußern, ob meine Stellung zu Ihrem Ressort und zu Ihrer 
Leitung desselben Antheil an Ihrem Entschluß zum Rücktritt 
habe. Eure Excellenz erkannten damals das Bedürfniß an, 
welches ich haben könnte, über meine Beziehungen zu den von 
Ihnen vertretenen Grundsätzen auch in der Oeffentlichkeit jeden 
Zweifel zu beseitigen. Solche Zweifel, wenn sie überhaupt 
bestanden, sind mir bisher nicht von der Bedeutung erschienen, 
um ihnen Eurer Excellenz Zeugniß gegenüberzustellen. Die 
Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 28. d. M. hat in dieser 
Sachlage aber eine Aenderung hervorgebracht. Die Kritik, 
welcher Eure Excellenz die Regierungsvorlage unterziehen, 
trifft auch meine amtliche Stellung zu letzterer, wie sie durch 
die veröffentlichten Instructionen, die ich nach Wien gerichtet 
habe, sich kennzeichnet. 
Ich glaube mit der Unterstützung dieser Vorlage keine 
andre Richtung eingeschlagen zu haben, als diejenige, welche 
ich sieben Jahre lang gemeinsam mit Eurer Excellenz und, 
nach Herstellung der nöthigen Verfassungsänderungen, soviel 
ich mich erinnere ohne Meinungsverschiedenheiten zwischen 
uns vertreten habe. Innerhalb dieser Richtung fanden 
namentlich auch die Erwägungen Raum, denen Eure Excellenz 
in Ihrem Abschiedsgesuch dahin Ausdruck geben, daß alle 
Freunde des Vaterlandes die Herstellung friedlicher Zustände 
auf kirchenpolitischem Gebiete wünschen und daß Eure Excellenz 
zu der Ueberzeugung gelangen müssen, Sie seien für eine 
gedeihliche Mitwirkung zur Erreichung dieses Zieles nicht 
geeignet, würden vielmehr hierfür ein ernstes Hinderniß bilden. 
Mit dieser, nicht meiner, sondern Ihrer Meinung motivirten 
Eure Excellenz Ihren Rücktritt. 
Wenn nun die Art, wie Eure Excellenz die Vorlage der 
Regierung kritisirt haben, bei dem Gewicht, welches Ihrem 
Wort innewohnt, den Werth, den die Regierungsvorlage, 
falls sie angenommen wird, für die Staatsregierung und
	        
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