Kriegskomödie von 1875. Friedrich zu Eulenburg. 155
schon von mir veröffentlichte, !) jetzt auch in die „Gedanken
und Erinnerungen“ ausgenommene Schreiben Bismarcks an
den Kaiser vom 13. August 1875 ein vollgültiges Zeugniß
der Unschuld Deutschlands an den damaligen Kriegstreibe-
reien sein.
Graf Friedrich zu Eulenburg hatte während der
Conflictszeit treu zu Bismarck gestanden, schien ihm auch
freundschaftlich zugethan. Aber auch er blieb nicht frei von
Eifersucht, als der schnelle Aufstieg den bisherigen Collegen
weit über den Kreis der „Gespielen“ hinaushob. Der Wunsch,
populair zu werden, packte ihn und ließ ihn die Verwaltungs-
reform in Angriff nehmen, auf liberaler Grundlage, um sich
die Unterstützung des Liberalismus zu sichern. Das brachte
ihn in Conflict mit der conservativen Partei, aber auch mit
Bismarck, der in der Bureaukratisirung des Landrathspostens
einen schweren Fehler der Reform erkannte. Ein längerer
Urlaub, den Eulenburg im Sommer 1877 nahm, weil er sich
körperlich bankerott fühlte, bereitete seinen Uebergang in den
Ruhestand vor; dieser vollzog sich aber nicht ohne einen Act
der Gehässigkeit gegen Bismarck, der fast zu einem Zerwürf-
nisse zwischen dem Kaiser und seinem ersten Berather geführt
hätte. Ich erzähle kurz, was sich ziemlich ausführlich in den
„Gedanken und Erinnerungen“ darüber berichtet findet. Bismarck
hatte als Ersatz für Eulenburg den Führer der National-
liberalen Rudolf v. Bennigsen in's Auge gefaßt und unter-
handelte während des Jahres 1877 zweimal, im Juli und
December, über seinen Eintritt mit ihm. Bennigsen suchte
der Verhandlung weitere Ausdehnung zu geben, indem er, in
der Meinung, daß es sich um einen durch die politische Lage
gebotenen Systemwechsel handle, die gleichzeitige Berufung
zweier seiner Parteigenossen, v. Forckenbeck und v. Stauffen-
berg, forderte. Bismarck machte ihn darauf aufmerksam, daß
nur Eulenburgs Posten vacant sei, daß es schon einige Schwierig-
· 1) Bismarck-Jahrbuch IV 35 ff. — Vgl. dazu den Aufsatz: Frank-
reichs angebliche Bedrohung im Jahre 1875, Berl. Neueste Nachrichten
27. August 1895 Nr. 401 (M.-A.).