Abdrängung Bismarcks. Botho zu Eulenburg. 159
Botho Eulenburg seinen Abschied aus einem ähnlichen Anlaß,
wie er seiner in den „Gedanken und Erinnerungen“ mit-
getheilten Beschwerde über geringschätzige Behandlung zu Grunde
lag. An seinen Namen knüpft sich ein Briefwechsel zwischen
dem Kaiser und Bismarck, der in den „Gedanken und Er-
innerungen“ zuerst veröffentlicht worden ist. In Antwort auf
einen Brief des Kaisers, der über einen Traum berichtete, in
dem Graf Eulenburg eine Rolle spielte, erzählt Bismarck von
einem Traume, der ihm in den schwersten Conflictstagen des
Jahres 1863 wie in einer göttlichen Offenbarung den zu-
künftigen Ausgang der Spannung auf den böhmischen Schlacht-
feldern zeigte. Die Stelle ist so schön, daß ich es mir nicht
versagen kann, sie im Wortlaute mitzutheilen: „Mir träumte,
und ich erzählte es sofort am Morgen meiner Frau und andern
Zeugen, daß ich auf einem schmalen Alpenpfad ritt, rechts
Abgrund, links Felsen; der Pfad wurde schmaler, so daß das
Pferd sich weigerte, und Umkehr und Absitzen (war) wegen
Mangel an Platz unmöglich; da schlug ich mit meiner Gerte in
der linken Hand gegen die glatte Felswand und rief Gott
an; die Gerte wurde unendlich lang, die Felswand stürzte
wie eine Coulisse und eröffnete einen breiten Weg mit dem
Blick auf Hügel und Waldland wie in Böhmen, preußische
Truppen mit Fahnen und in mir noch im Traume der Ge-
danke, wie ich das schleunig Eurer Majestät melden könnte.
Dieser Traum erfüllte sich, und ich erwachte froh und gestärkt
aus ihm.“ .
Die erwähnten Zerwürfnisse mit Eulenburg, das Gefühl,
bei äußerlich achtungsvollen Kundgebungen persönlichen Wohl-
wollens thatsächlich boycottirt zu sein, erschöpften Bismarcks
Nerven mehr als die Arbeit, die der durch den Brief an den
Freiherrn von Thüngen symptomatisch gekennzeichnete Ueber-
gang zum Schutzzollsystem ihm verursachte; er verfiel in einen
„Gesundheitsbankerott“, dem die behandelnden Aerzte rathlos
gegenüberstanden, bis Dr. Schweninger die Krankheit „richtig
erkannte und richtig behandelte“ und dem Fürsten Bismarck
ein relatives Gesundheitsgefühl verschaffte, wie er es seit Jahren
nicht mehr gekannt hatte.