XVII.
Der Hreibnn.
Der Brief des Zaren und andere Anzeichen lehrten, daß
die Zeit des Einvernehmens der drei Ostmächte, das schon
durch die Gortschakowsche Intrige von 1875 getrübt worden
war, vorüber sei, und nöthigten Bismarck, auf neue Com-
binationen zu sinnen, durch die das Ziel der deutschen Politik,
die Aufrechterhaltung des europäischen Friedens, auf anderem
Wege erreicht werden konnte (29. Capitel: Der Dreibund).
Der Gedanke an eine Verbindung der Deutschland feindlichen
oder doch mißgünstig gesinnten Mächte verursachte ihm Alp-
drücken, le cauchemar des coalitions, wie P. Schuwalow
gesagt hatte.
Deutschland hatte gegen zwei der europäischen Großmächte
siegreiche Kriege geführt; es kam darauf an, wenigstens einen
der beiden Gegner der Versuchung zu entziehen, im Bunde
mit andern Mächten Revanche zu nehmen. Selbstverständlich
konnte Frankreich hierbei nicht in Frage kommen, wohl aber
Oesterreich, das mit Deutschland große geschichtliche Erinne-
rungen und wichtige Interessen gemeinsam hat und gegen einen
möglichen Angriff Rußlands bei Deutschland die natürliche
Anlehnung suchen muß. Bismarck, in der Sorge vor Er-
neuerung der alten Kaunitzschen Coalition von Frankreich,
Oesterreich und Rußland, auf die mancherlei hinzudeuten schien,
beschloß, die Stimmung des Grafen Andrassy zu erkunden, und
traf mit ihm am 27. August 1879 in Gastein zusammen, zur
selben Zeit, da Kaiser Wilhelm — gegen den Wunsch seines