Full text: Wegweiser durch Bismarcks Gedanken und Erinnerungen. (3)

210 Anhang 1. 
S. 219, Z. 7 v. u.: Ich hätte wohl den Krieg gewollt, 
aber Frankreich hat andere Absichten. 
S. 220—224: Briefwechsel zwischen Bismarck und Schuwalow: 
Berlin, den 15. Februar 1877. 
Lieber Graf, 
ich danke Ihnen für die freundlichen Worte, die Sie die Güte 
hatten mir zu schreiben, und bin dem Grafen Münster zu Dank 
verpflichtet, daß er bei dieser Gelegenheit so richtig die Gefühle 
ausgelegt hat, die seit unfrer ersten Bekanntschaft zwischen uns 
ein Band gebildet haben, welches die politischen Beziehungen über- 
dauern wird, die uns heute verbinden. Unter den Schmerzen, die 
mir das amtliche Leben hinterlassen wird, wird der aus der 
Erinnerung an meine Beziehungen zu Ihnen hervorgehende, einer 
der fühlbarsten sein. 
Wie sich auch immer die politische Zukunft unserer beiden 
Länder gestalten mag, so wird mir der Antheil, den ich an der 
Vergangenheit gewonnen habe, die Genugthuung lassen, daß ich 
in Bezug auf die Nothwendigkeit ihres Bundes jederzeit mit dem 
liebenswürdigsten Ihrer Landsleute in Einklang gewesen bin. So 
lange ich am Ruder bleibe, werde ich den Ueberlieferungen treu 
sein, die mich seit 25 Jahren geleitet haben und deren Grund- 
sätze zusammenfallen mit den in Ihrem Briefe entwickelten Ge- 
danken über die Dienste, die Rußland und Deutschland sich leisten 
können und sich gegenseitig seit mehr als einem Jahrhundert 
geleistet haben, ohne daß die Sonderinteressen des einen oder des 
andern darunter gelitten hätten. Diese Ueberzeugung hat mich ge- 
leitet im Jahre 1848, im Jahre 54, im Jahre 63, wie in der gegen- 
wärtigen Lage, und es ist mir gelungen, dafür die Meinung der 
großen Mehrheit meiner Landsleute zu gewinnen. Dieses Werk wird 
vielleicht leichter zu zerstören sein, als es zu schaffen war, besonders 
in dem Falle, daß meine Nachfolger nicht mit derselben Be- 
harrlichkeit wie ich die Ueberlieferungen pflegen sollten, deren 
Kenntniß ihnen abgehen wird, und vielleicht nicht mit dem Ver- 
zicht auf Eigenliebe, deren man bedarf, um den Schein dem 
Wesen der Dinge, die Empfindlichkeiten den großen monarchischen 
Interessen unterzuordnen. Ein alter Praktikus meines Schlags
	        
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