212 Anhang 1.
hindurchgegangen und habe keine Lust, mich ihm von neuem aus-
zusetzen ohne Lotsen und ohne Leuchtthurm, der mir den Hafen
anzeigte, zu dem ihr wünscht uns gelangen zu sehen.
v. Bismarck.
London, den 25. Februar 1877.
Mein lieber Fürst,
Ich bin auf's Tiefste durch Ihren so gütigen Brief gerührt
worden — nur fühle ich wahre Gewissensbisse, wenn ich an die
Mühe denke, die Sie sich gegeben haben, ihn zu schreiben und an
die kostbare Zeit (wenn es die Ihrige ist), die er Sie gekostet hat.
Dieser Brief wird eine der besten Erinnerungen an meine
politische Laufbahn sein, und ich werde ihn meinem Sohne
vermachen.
Seit einem Jahre fern von Berlin und Petersburg, hatte
sich der Zweifel meiner bemächtigt.
Ich dachte, daß das, was existirt hatte, vielleicht nicht mehr
existirte. Sie geben mir den Beweis des Gegentheils. Ich freue
mich darüber als guter Russe und von ganzem Herzen.
Wenn ich nicht in Ihnen, lieber Fürst, den Mann wieder-
gefunden hätte, der niemals, weder in der Politik noch in seinem
Wohlwollen für seine Freunde sich ändert, so würde ich diesmal
meine russischen Papiere verkauft haben, wie Sie vor 3 Jahren
thun wollten, weil Sie eine zu hohe Meinung von mir hatten.
Ich habe einige Stellen Ihres Briefes abgeschrieben und
meinem Kaiser geschickt. Ich weiß, daß es ihm Vergnügen machen
wird, sie zu lesen. Jedesmal, wenn er sich mit Ihnen in
directer Berührung befunden hat, ist etwas Gutes und Nützliches
daraus hervorgegangen; liest er, was Sie jemandem schreiben,
den Sie mit dem Titel eines Freundes beehren, so ist es für den
Kaiser, als wenn er in directen Beziehungen (mit Ihnen) wäre.
Ich brauche nicht hinzufügen, daß ich alles weggelassen habe,
was Gortschakow betraf, denn ich betrachtete Ihre auf ihn be-
züglichen Anspielungen als einen Beweis Ihres Vertrauens in
meine Verschwiegenheit. Ganz schlecht unterrichtet, wie ich bin
(und das aus guten Gründen), über das, was man in Peters-
burg will, erschienen mir Vertagung und Abrüstung wahrscheinlich.