Full text: Wegweiser durch Bismarcks Gedanken und Erinnerungen. (3)

Regierungsreferendar. Uebergang zur Landwirthschaft. 21 
und Perrücke“. Als er 1839 unter Aufgabe seiner anfäng- 
lichen Pläne aus dem Staatsleben schied, um sich auf Wunsch 
seines Vaters der durch mißlungene Speculationen einigermaßen 
festgefahrenen Bewirthschaftung der pommerschen Familiengüter 
(Kniephof, Külz, Jarchelin) in Gemeinschaft mit seinem Bruder 
Bernhard zu widmen, nahm er eine nur geringe Meinung 
von dem Werthe der preußischen Bureaukratie und eine — wie 
er selbst meint — vielleicht zu große Neigung zur Kritik mit 
in das Landleben hinüber. Indem Bismarck von dieser innern 
Wandlung erzählt, die aus dem Referendar einen praktischen. 
Landwirth machte, kann er nicht umhin, in einem Excurs 
seine Gedanken über die Bureaukratie überhaupt zu entwickeln 
und der Bureaukratie der Vergangenheit die der Gegenwart 
vergleichend gegenüberzustellen. Der Vergleich fällt nicht zu 
Gunsten des heutigen Zustandes aus, und überaus lehrreich 
ist der Nachweis, daß die moderne „Selbstverwaltung“ nur 
zu einer Verschärfung der Bureaukratie, zur Vermehrung der 
Beamten, ihrer Macht und ihrer Einmischung in's Privatleben 
geführt habe, diese Entwickelung aber begünstigt worden sei 
durch die Umgestaltung des Landrathsamtes in eine Unter- 
stufe der staatlichen Hierarchie, während früher der Landraths- 
posten von Kreiseingesessenen verwaltet wurde, deren einziger 
Ehrgeiz darin bestand, das Amt lebenslänglich zu verwalten. 
Und eine recht ernste Mahnung enthält der Satz: „Die alten 
Regierungsbeamten zeigten sich, wenn sie mit der regierten 
Bevölkerung in unmittelbare Berührung traten, pedantisch und 
durch ihre Beschäftigung am grünen Tische den Verhältnissen 
des praktischen Lebens entfremdet, hinterließen aber den Ein- 
druck, daß sie ehrlich und gewissenhaft bemüht waren, gerecht 
zu sein. Dasselbe läßt sich von den Organen der heutigen 
Selbstverwaltung in Landstrichen, wo die Parteien einander 
schärfer gegenüberstehen, nicht in allen Stufen voraussetzen; 
das Wohlwollen für politische Freunde, die Stimmung bezüg- 
lich des Gegners werden leicht ein Hinderniß unpartelüscher 
Handhabung der Einrichtungen.“ 
Es war in den Zeiten der liberalen Hochfluth, die dem 
Sturme des Jahres 1848 vorausging, und in den Zeiten des
	        
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