Protokoll der Ministersitzung vom 17. März 1890. 167
können! Es ist die höchste Zeit, die Oestreicher zu warnen,
und Gegenmaßregeln zu treffen. Unter solchen Umständen ist
natürlich an eine Reise nach Krasnoe meinerseits nicht mehr zu
denken.
Die Berichte sind vorzüglich. (gez.) W.“
In diesem Schreiben sei einmal der Vorwurf ausgedrückt,
daß er Sr. Majestät Berichte vorenthalten und Se. Majestät
nicht auf die Kriegsgefahr rechtzeitig aufmerksam gemacht habe;
ferner aber seien Ansichten ausgesprochen, die er nicht theile,
daß uns von Rußland „furchtbare“ Gefahr drohe, daß man
Oestreich warnen und Gegenmaßregeln treffen müsse, endlich daß
der Besuch des Kaisers zu den russischen Manövern, zu welchem
derselbe sich selbst angemeldet habe, unterbleiben müsse.
Er sei überhaupt nicht verpflichtet, Sr. Majestät alle Be-
richte vorzulegen, die ihm zugingen; er habe darunter die Wahl,
je nach dem Inhalt, für dessen Eindruck auf Se. Majestät er
glaube die Verantwortung tragen zu können. Er habe im
vorliegenden Falle nach bester Einsicht eine Auswahl getroffen
und müsse in diesem Handschreiben ein unverdientes, kränkendes
Mißtrauen finden.
Er sei aber auch bei seiner noch jetzt unerschütterten Auf-
fassung von den friedlichen Ansichten des Kaisers von Rußland
außer Stande, Maßregeln zu vertreten, wie Se. Majestät sie
verlange.
Dabei höre er, daß Se. Mojestät der Kaiser, der seine Vor-
schläge bezüglich der zum Reichstage einzunehmenden Stellung
und dessen eventueller Auflösung früher gebilligt habe, jetzt der
Meinung sei, die Militärvorlage sei nur soweit einzubringen,
als man auf deren Annahme rechnen könne. Der Herr Kriegs-
minister habe sich neulich für deren ungetheilte Einbringung
ausgesprochen, und wenn man auch noch Gegenmaßregeln
gegen russische Rüstungen ergreifen wolle und Gefahr von dort
kommen sehe, sei das um so mehr das Richtige.