Full text: Gedanken und Erinnerungen. Neue Ausgabe. Dritter Band. (3)

2 Erstes Kapitel: Prinz Wilhelm. 
  
stehenden Winters mit der Thätigkeit unserer Ministerien näher 
bekannt zu werden, und ist in Folge dessen, wie ich vernehme, 
bereits in Gastein seine Beschäftigung im Auswärtigen Amte 
in's Auge gefaßt worden. 
Da mir bis jetzt von keiner Seite offizielle Mittheilungen 
hierüber gemacht wurden, sehe ich mich veranlaßt, zunächst ver- 
traulich mich an Sie zu wenden, einmal um zu erfahren, was 
etwa bereits bestimmt ward, dann aber um zu erklären, daß 
trotz meines principiellen Einverständnisses mit der Einführung 
meines ältesten Sohnes in die Fragen der höheren Verwaltung 
ich entschieden dagegen bin, daß er mit dem Auswärtigen Amt 
beginne. 
Denn angesichts der Wichtigkeit der dem Prinzen zu stellen- 
den Aufgabe halte ich es für geboten, daß er vor allen Dingen 
die inneren Verhältnisse seines eignen Landes kennen lerne 
und dann sich mit denselben vertraut fühle, ehe er bei seinem 
ohnehin schon sehr raschen und zur Uebereilung neigenden Ur- 
theil sich auch nur einigermaßen mit der Politik befaßt. Sein 
wirkliches Wissen ist noch lückenhaft, es sehlt ihm zur Zeit an 
der gehörigen Grundlage, weshalb es durchaus erforderlich ist, 
daß seine Kenntnisse gehoben und vervollständigt werden. Einen 
solchen Zweck würde die Zutheilung eines Civil-Informators 
und damit verbunden oder auch später die Beschäftigung auf 
einem der Verwaltungs-Ministerien erfüllen. 
Aber angesichts der mangelnden Reife sowie der Unerfahren- 
heit meines ältesten Sohnes, verbunden mit seinem Hang zur 
Ueberhebung wie zur Ueberschätzung, muß ich es geradezu für 
gefährlich bezeichnen, ihn jetzt schon mit auswärtigen Fragen 
in Berührung zu bringen. 
Indem ich Sie bitte, diese meine Mittheilung als nur allein 
an Sie gerichtet zu betrachten, rechne ich auf Ihren Beistand 
in dieser nuch sehr ernst bewegenden Angelegenhen.“
	        
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