2 Erstes Kapitel: Prinz Wilhelm.
stehenden Winters mit der Thätigkeit unserer Ministerien näher
bekannt zu werden, und ist in Folge dessen, wie ich vernehme,
bereits in Gastein seine Beschäftigung im Auswärtigen Amte
in's Auge gefaßt worden.
Da mir bis jetzt von keiner Seite offizielle Mittheilungen
hierüber gemacht wurden, sehe ich mich veranlaßt, zunächst ver-
traulich mich an Sie zu wenden, einmal um zu erfahren, was
etwa bereits bestimmt ward, dann aber um zu erklären, daß
trotz meines principiellen Einverständnisses mit der Einführung
meines ältesten Sohnes in die Fragen der höheren Verwaltung
ich entschieden dagegen bin, daß er mit dem Auswärtigen Amt
beginne.
Denn angesichts der Wichtigkeit der dem Prinzen zu stellen-
den Aufgabe halte ich es für geboten, daß er vor allen Dingen
die inneren Verhältnisse seines eignen Landes kennen lerne
und dann sich mit denselben vertraut fühle, ehe er bei seinem
ohnehin schon sehr raschen und zur Uebereilung neigenden Ur-
theil sich auch nur einigermaßen mit der Politik befaßt. Sein
wirkliches Wissen ist noch lückenhaft, es sehlt ihm zur Zeit an
der gehörigen Grundlage, weshalb es durchaus erforderlich ist,
daß seine Kenntnisse gehoben und vervollständigt werden. Einen
solchen Zweck würde die Zutheilung eines Civil-Informators
und damit verbunden oder auch später die Beschäftigung auf
einem der Verwaltungs-Ministerien erfüllen.
Aber angesichts der mangelnden Reife sowie der Unerfahren-
heit meines ältesten Sohnes, verbunden mit seinem Hang zur
Ueberhebung wie zur Ueberschätzung, muß ich es geradezu für
gefährlich bezeichnen, ihn jetzt schon mit auswärtigen Fragen
in Berührung zu bringen.
Indem ich Sie bitte, diese meine Mittheilung als nur allein
an Sie gerichtet zu betrachten, rechne ich auf Ihren Beistand
in dieser nuch sehr ernst bewegenden Angelegenhen.“