10 Erstes Kapitel: Prinz Wilhelm.
Stadtmission ist ein durch Gewährung einer regelmäßigen,
landeskirchlichen Collecte in der letzten Generalsynode auch durch
einstimmiges Votum sogar von liberaler Seite sanctionirtes
Institut. Die vornehmsten und angesehensten Leute aller Pro-
vinzen sind seit Jahren Träger der Stadtmissions-Hülfs-Vereine,
durch deren Unterstützung und Heranziehung ich mir für die
moralische Hebung der Massen, durch das Mitwirken so vieler
solcher edlen Kräfte, die beste Hülfe verspreche.
Es hat mich empört, daß man die Sache durch ein unwahres,
aber sehr schlau und wohl berechnetes Hervorheben der Person
Stöcker's zu verdächtigen und zu hintertreiben gesucht hat. Trotz
aller anerkennenswerthen Leistungen dieses Mannes für Mon-
archie und Christenthum haben wir in der von mir beabsichtigten
Vereinigung gerade wegen der öffentlichen Meinung denselben
zurückgestellt, was, wie ich es mir schon vorher auszuführen
erlaubte, bei der Ausdehnung des Werkes über die ganze
Monarchie in noch höhrem Maße bedingt wird, und bereits
in der Versammlung selbst durch Graf Waldersee scharf betont
wurde. Denn, da das gesammte Werk ein farbloses, nicht
politisches ist, so steht es auch allen Parteien offen, mitzuwirken;
und ist es eben beabsichtigt, eine absolut nicht politische Per-
sönlichkeit zur Leitung der Missionsarbeit im Lande zu berufen,
der die einzelnen Stadtmissionen unterstellt sein werden.
Zudem Zweck wird auch der Herr Cultusminister um Rath ge-
fragt werden, ob er eine geeignete Persönlichkeit vorzuschlagen wisse.
Männer wie Graf Stolberg, Waldersee, General Graf
Kanitz, Graf Hochberg, Graf Ziethen-Schwerin, v. Benda,
Miquel und Ew. Durchlaucht treuergebene Collegen von Putt-
kamer und von Goßler bürgen — sollte ich meinen — schon
dafür, daß die Sache in richtiger und vorschristsmäßiger Weise
geleitet werde, und zum Heile des Landes und zur festen, nach-
haltigen Förderung Ew. Durchlaucht schweren und herrlichen
Werkes im Inneren ausschlagen werde. Mich beseelt persönlich