Brief des Prinzen, Berliner Stadtmission betreffend. 11
ja nur der so oft ausgesprochene Wunsch Sr. Majestät, die
irregehenden Volksmassen durch gemeinsame Arbeit aller
guten Elemente jeden Standes und jeder Partei auf dem
Gebiete christlicher Thätigkeit dem Vaterland wiederzugewinnen,
eine Absicht, die ja auch von Ew. Durchlaucht so umständlich
vertreten wird. Das Bekanntwerden der Sache hat Anfangs
großen Beifall gefunden, bis die socialdemokratischen und frei-
sinnigen Blätter darüber herfielen und die unglaublichsten,
theilweise unverschämtesten Verdächtigungen in die Welt setzten.
Sie haben allerdings erreicht, was sie wollten, und Viele
stutzig gemacht. Ich hoffe aber bestimmt, daß mit der bereits
an vielen Orten hervortretenden Anerkennung meiner wahren,
unparteüschen Ansichten die gute Sache gefördert und Segen
bringen wird, und daß die niederträchtigen Angriffe zur Klärung
und Läuterung beitragen werden.
Meine hohe, warme Verehrung und herzliche Anhänglichkeit,
die ich für Ew. Durchlaucht hege, — ich ließe mir stückweise ein
Glied nach dem anderen für Sie abhauen eher, als daß ich
etwas unternähme, was Ihnen Schwierigkeiten machen oder
Unannehmlichkeiten bereiten würde — sollten, mein' ich, Bürge
sein, daß ich mich bei diesem Werke auf keine politische Partei-
gedanken eingelassen habe. Ebenso lassen mich das große Ver-
trauen und die warme Freundschaft, die mir Ew. Durchlaucht
immer entgegengebracht, und die ich stets stolzen Herzens
dankbarst und freudig erwiedert habe, hoffen, daß Ew. Durch-
laucht nach diesen Auseinandersetzungen mir auch Ihr Wohl-
wollen hierin, da ich mit reinster Absicht und in frohester Zu-
versicht dies Werk mit vielen, treuen, edlen Männern begonnen
habe, schenken und mir Ihre Unterstützung, die am wirksamsten
alle Verdächtigungen zerstreut, nicht versagen werden.
Um kurz zu rekapituliren: Es wird sich demnächst ein Ar-
beitscomité constituiren unter Theilnahme der Minister, das
die allgemeinen Bahnen für die Arbeit festlegt; speciell die