18 Erstes Kapitel: Prinz Wilhelm.
jedes Ungeschick, jeder Uebereifer in der Vereinsthätigkeit wird
den republikanischen Blättern Anlaß geben, den hohen Protector
des Vereins mit dessen Verirrungen zu identificiren.
Ew. führen eine staltliche Zahl achtbarer Namen als ein-
verstanden mit Höchstdero Betheiligung an. Unter denselben
finde ich einmal keinen, dem ich die Verantwortung für die
Zukunft des Landes isolirt zumuthen möchte; dann aber fragt
sich, wie viele von den Herren ein Interesse an der inneren
Mission bethätigen würden, wenn sie nicht wahrgenommen hätten,
daß Ew. und die Frau Prinzessin der Sache Hoöchstihre Theil-
nahme zuwenden. Ich bin nicht bestrebt, Mißtrauen zu wecken,
wo Vertrauen besteht; aber ein Monarch kann ohne einiges
Mißtrauen erfahrungsmäßig nicht fertig werden, und Ew. stehen
dem hohen Berufe zu nahe, um nicht jedes Entgegenkommen
daraufhin zu prüsen, ob es der Sache gilt, um die es sich
gerade handelt, oder dem künftigen Monarchen und dessen Gunst.
Wer von Ew. Vertrauen in der Zukunft etwas begehren will,
der wird heut schon streben, eine Beziehung, ein Band zwischen
sich und dem künftigen Kaiser herzustellen; und wie viele sind
ohne geheimen Wunsch und Ehrgeiz? und auch für den, der es
ist, bleibt in unsern monarchisch gesinnten Kreisen das Streben
nicht ohne Wirkung, in irgend welchem nähern Verhältniß zum
Monarchen zu stehen. Das Rothe Kreuz und andere Vereine
würden ohne J. Mgjestät die Kaiserin so viele Theilnahme nicht
finden; das Verlangen, zum Hofe in Beziehung zu stehen, kommt
der Nächstenliebe zu Hülfe. Das ist auch erfreulich und schadet
der Kaiserin nicht. Anders ist es mit Thronerben. Unter
den Namen, die Ew. nennen, ist keiner ganz ohne politischen
Beigeschmack, und der Bereitwilligkeit, den Wünschen des hohen
Protectors zu dienen, liegt die Hoffnung zu Grunde, sich oder
der Fraction, der man angehört, den Beistand des künftigen.
Königs zu gewinnen. Ew. werden nach der Thronbesteigung
die Männer und die Parteien mu Vorsicht und mit wechselnden