Full text: Gedanken und Erinnerungen. Neue Ausgabe. Dritter Band. (3)

Antwort Bismarck's, die Stadtmission betressend. 19 
  
Treffen nach Höchsteigenem Ermessen benutzen müssen, ohne die 
Möglichkeit, äußerlich einer unserer Fractionen Sich hinzugeben. 
Es gibt Zeiten des Liberalismus und Zeiten der Reaction, auch 
der Gewaltherrschaft. Um darin die nöthige freie Hand zu 
behalten, muß verhütet werden, daß Ew. schon als Thronfolger 
von der öffentlichen Meinung zu einer Parteirichtung gerechnet 
werden. Das würde nicht ausbleiben, wenn Höchstdieselben zur 
inneren Mission in eine organische Verbindung treten, als 
Protector. Die Namen von Benda und Miquel sind für mich 
nur ornamentale Zuthaten; beide Minister-Candidaten der 
Zukunst; auf dem Gebiete der Mission werden sie aber, Stöcker 
und andern Geistlichen gegenüber, das Rennen bald aufgeben. 
Schon in dem Namen „Mission“ liegt ein Prognostikon dafür, 
daß die Geistlichkeit dem Unternehmen die Signatur geben wird, 
selbst dann, wenn das arbeitende Mitglied des Comitsé nicht ein 
General-Superintendent sein würde. Ich habe Nichts gegen 
Stöcker; er hat für mich nur den einen Fehler als Politiker, 
daß er Priester ist, und als Priester, daß er Politik treibt. 
Ich habe meine Freude an seiner tapferen Energie und an 
seiner Beredtsamkeit, aber er hat keine glückliche Hand; die 
Erfolge, die er erreicht, bleiben momentan, er vermag sie nicht 
unter Dach zu bringen und zu erhalten; jeder gleich gute Redner, 
und deren giebt es, entreißt sie ihm; zu trennen von der 
innern Mission wird er nicht sein, und seine Schlag- 
fertigkeit sichert ihm den maßgebenden Einfluß darin auf seine 
Amtsbrüder und die Laien. Er hat sich bisher einen Ruf er- 
worben, der die Aufgabe, ihn zu schützen und zu fördern, nicht 
erleichtert; jede Macht im Staate ist stärker ohne ihn als mit 
ihm, in der Arena des Parteikampfes aber ist er ein Simson. 
Er steht an der Spitze von Elementen, die mit den Traditionen 
Friedrich's d. Gr. in schroffem Widerspruch stehen, und auf die 
eine Regirung des Deutschen Reiches sich nicht würde stützen 
können. Mir hat er mit seiner Presse und seiner kleinen Zahl
	        
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