Full text: Gedanken und Erinnerungen. Neue Ausgabe. Dritter Band. (3)

Rechtfertigung des Prinzen, die Stadtmission betreffend. 23 
  
digkeit an, mich der nahen Berührung geschweige der Identi- 
ficirung mit bestimmten politischen Parteiströmungen fern zu 
halten. Dies ist aber auch von jeher mein Princip, nach dem 
ich streng gehandelt und gelebt, gewesen. Ich vermag jedoch 
beim besten Willen mich nicht davon zu überzeugen, daß in der 
Förderung, welche ich dem Streben der Stadtmission zuge- 
wendet habe, eine politische Parteinahme irgend welcher Art 
zu erkennen ist. Dieselbe war, ist und soll, soviel an uns liegt, 
auch in alle Zukunft bleiben ein einzig und allein auf das 
geistige Wohl und Wehe der armen Elemente gerichtetes Liebes- 
werk; und ich möchte mich ungeachtet Ihres Briefes nicht von 
der Zuversicht trennen, daß Ew. Durchlaucht sich selbst bei 
nährer Erwägung der Richtigkeit dieser Annahme nicht ver- 
schließen werden. Ist es mir sonach bei vollster Würdigung 
der von Ew. Durchlaucht mir entgegengehaltenen Gründe un- 
möglich, mich von einem Werke zurückzuziehn, von dessen Wich- 
tigkeit für das Allgemeine Wohl ich fest überzeugt bin, — eine 
Ueberzeugung, die mir durch unzählige Zuschriften und Zu- 
stimmungsadressen aus allen Theilen der Monarchie, besonders 
aus katholischen und aus den unteren Arbeiterkreisen der Be- 
völkerung als eine weitverbreitete und wohlbegründete entgegen- 
gebracht wird —, so bin ich doch weit entfernt davon, nicht mit 
Ew. Durchlaucht anerkennen zu wollen, daß es wünschenswerth 
und nothwendig ist, durch einen spontanen Act der irrigen 
Voraussetzung den Boden zu entziehn, als ob es sich um die 
Begünstigung politischer Sonderbestrebungen handele. Zu dem 
Ende werde ich den Herrn Hofprediger Stöcker dahin bestim- 
men lassen, daß er sich von der offiziellen Leitung der Stadt- 
mission zurückzieht, und daß solches in einer angemessenen und 
für ihn nicht compromittirenden Form in die Oeffentlichkeit 
gebracht werde. Vor einer solchen Manifestation wird, so denk' 
ich, jede Verdächtigung meiner Absichten und Stellung verstum- 
men müssen — wenn nicht, dann Wehe denen, wenn ich zu
	        
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