Zweites Kapitel.
Großherzog von Baden.
Auf die Entschließungen des Kaisers hat nach meiner auf
Aeußerungen Sr. Majestät begründeten Wahrnehmung der
Großherzog von Baden, der mich in früheren Perioden wohl-
wollend und wirksam unterstützt hatte, in der letzten Zeit meiner
Amtsführung einen für mich störenden Einfluß gehabt. Früher
als die meisten anderen Bundesfürsten der Ueberzeugung zu-
gänglich, daß die deutsche Frage nur durch Förderung der hege-
monischen Bestrebungen Preußens gelöst werden könne, ist er
der nationalen Politik nach Kräften entgegen gekommen, nicht
mit der Geschäftigkeit des Herzogs von Coburg, aber mit einer
stärkeren Rücksichtsnahme auf die ihm nahe stehende preußische
Dynastie und ohne den wechselnden Verkehr mit dem Kaiser
Napoleon, dem Wiener Hofe und den regirenden Kreisen in
England und Belgien, wie ihn der Herzog unterhielt. Seine
politischen Beziehungen hielten sich in den Schranken, welche
die deutschen Interessen und die Familienverbindung ihm zogen.
Er hatte nicht das Bedürfniß, wirklich oder scheinbar an den
wichtigsten Vorgängen der europäischen Politik betheiligt zu sein,
und war nicht, wie die Coburger Brüder, den Versuchungen
ausgesetzt, welche in dem Glauben an die eigne überlegne Be-
fähigung zur Behandlung politischer Fragen liegen. Aus dem
Grunde hatte auch auf seine Ansichten die Umgebung mehr Ein-
fluß als auf die Coburgische Selbstüberschätzung des Herzogs
Ernst und des Prinzen Albert, welche ihre Wurzeln in dem
Nimbus der Weisheit fand, der den ersten König der Belgier