Full text: Gedanken und Erinnerungen. Neue Ausgabe. Dritter Band. (3)

Viertes Kapitel. 
Herrfurth. 
Bei seiner Thronbesteigung war der Kaiser entschlossen, den 
von seinem Vater auf dem Todbene entlassenen Mimster des 
Innern von Puttkamer wieder in sein Amt zu berufen; nur 
des Decorums wegen sollte die Wiederanstellung nicht zu schnell 
auf die Entlassung, und den Tod des Kaisers Friedriuch, folgen. 
In seinem Aufstrage wurde von mir Herrn Herrfurth das 
Ministerium des Innern unter der Bedingung angeboten, daß 
er dasselbe gegen ein Oberpräsidium, womöglich Coblenz, ver- 
tauschen sollte, sobald der Kaiser den Zeitpunkt für gekommen 
halten würde, Herrn von Putikamer wieder zu berufen. Herr- 
furth erklärte sich dazu bereit mit dem Bemerken, daß er die 
Politik Puttkamer's in der Zwischenzeit genau fortführen werde. 
Nachdem er auf diese Weise am 2. Juli 1888 interimestischer 
Minister geworden war, hatte er an das Reformbedürmiß Sr. 
Majestät das Bestreben angeknüpft, aus dem Interimisticum 
ein Definitivum zu machen. Ich war überrascht, von dem 
Kaiser, als ich ihm vortrug, daß die Zeit zur Wiederanstellung 
Puttkamers gekommen schiene, die Antwort zu erhalten, er 
habe sich nun schon an „Rübezahl“ gewöhnt und wolle ihn be- 
halten. 
Wodurch hatte nun Rübezahl die frühere Antipathie so 
überwunden, daß er Herrn von Puttkamer vorgezogen wurde, 
dessen restitutio in integrum der Kaiser bedungen haue? Zch 
darf annehmen, daß die Aussicht, auf dem Gebiete der Land- 
gemeindeordnung ein dringendes Bedürfniß unter Zustimmung 
aller Interessenten zu befriedigen und eine allgemem empfun-
	        
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