Wasserstraßengesetz
und Boden in Emden dem rhein.-westf. In-
dustriegebiete Anschluß an die Nordsee zu geben.
Er ist nach dem Wortlaute des Gesetzes als Glied
eines Kanals bewilligt, „der bestimmt ist, den
Rhein mit der Ems und in einer den Inter-
essen der mittleren und unteren Weser und Elbe
entsprechenden Weise mit diesen Strömen zu
verbinden“. Nach dem Ergebnis der wirtschaft-
lichen und technischen Ermittlungen, welche als-
bald nach der Bewilligung des Kanals ein-
geleitet wurden, war für die Fortsetzung nicht
eine Linie quer durch den unteren Lauf der
Ströme (Küstenkanal), sondern die Führung
aus der Gegend von Ruhrort über Münster,
Minden, Hannover auf Magdeburg (Mittel-
landkanal) zu wählen. Die Versuche, die Mittel
für die Weiterführung des Dortmund-Ems-
Kanals bereitzustellen, scheiterten eine Reihe
von Jahren an dem Widerspruche des AbgH.
Der Dortmund-Rhein-Kanal wurde am 18. Mai
1894 abgelehnt, der gesamte Mittellandkanal am
19. Aug. 1899. Eine erneute „wasserwirtschaft-
liche Vorlage“, welche neben dem Mittelland-
kanal sonstige Wasserbauten in den nicht un-
mittelbar von ihm berührten Landesteilen zur
Förderung von Schiffahrt und Landwirtschaft
mitumfaßte, blieb, da die Landtagssession be-
reits am 3. Mai 1901 geschlossen wurde, uner-
ledigt. Erst nachdem in den unterm 9. April 1904
vorgelegten fünf wasserwirtschaftlichen Vor-
lagen (AbgH Drucks. Nr. 95, 96, 172, 173 u. 174),
welche für Herstellung und Ausbau von Wasser-
straßen, neben einer Gesamtsumme von
122 684 000 .K für Meliorationsbauten, den Be-
trag von 280 275 000 K forderten, das Binde-
glied zwischen dem westlichen und dem östlichen
Wasserstraßensystem — die Strecke zwischen
Hannover und der Elbe —, fallen gelassen war,
wurde eine Einigung erzielt. Das Programm
der Regierung erfuhr hierbei eine wesentliche
Erweiterung (Komm B. AbgH Drucks. Nr. 594
u. 595, Herrenhaus-Drucks. Nr. 201 u. 233)9.
Das auf diese Weise zustande gekommene Gesetz
(d. h. Wasserstraßengesetz) ist unter dem 1. April
1905 veröffentlicht (G. 179).
Die einzelnen Unternehmun-
gen, für welche Mittel bereitgestellt werden,
sind: A. Herstellung eines Schiffahrtskanals vom
Rhein zur Weser mit Anschlußkanal nach Han-
nover 250 750 000 K; B. 1. Herstellung eines
Großschiffahrtweges Berlin—Stettin (Wasser-
straße Berlin—Hohensaathen) 43 000 000 46;
2. Verbesserung der Wasserstraßen zwischen Oder
und Weichsel sowie der Warthe von der Mün-
dung der Netze bis Posen 21 175 000 .#K; 3. Ka-
nalisierung der Oder von der Neißemündung bis
Breslau sowie Versuchsbauten auf der Strecke
von Breslau bis Fürstenberg a. O. und Stau-
becken 19 650 000 .K, zusammen 334 575 000 AM.
Der Rhein-Weser-Kanal besteht aus einem
westlichen Teile mit 7 Schleusen, dem Rhein-
Herne-Kanal, und einem östlichen Teile, dem
Ems-Weser-Kanal mit Anschluß nach Hannover;
von Münster bis Hannover eine einheitliche
schleusenfreie Haltung von 180 km Länge. Für
den westlichen Teil ist eine Kanalbaudirektion
zu Essen, für den östlichen Teil eine Kanalbau-
direktion zu Hannover eingerichtet (s. Kanal-
baudirektionen). An dem zwischen beiden
917
Teilen liegenden Stück des Dortmund-Ems-
Kanals sollen unter Leitung des Oberpräsidenten
zu Münster als Chef der dortigen Kanalverwal-
tung zwei Schleusen bei Münster und Henrichen-
burg ausgeführt werden. Mittel für die Ver-
besserung des Emsabstieges werden seit 1908
durch den Etat der Bauverwaltung bereitgestellt.
Zu dem Rhein-Herne-Kanal gehört als Speise-
kanal der Kanal Datteln—Hamm. Spätestens
ein Jahr nach der Betriebseröffnung des Rhein-
Herne-Kanals soll der Ausbau der Lippestrecken
Wesel—Datteln und Hamm— Lippstadt zu einem
Großschiffahrtswege in Angriff genommen wer-
den, und zwar ebenfalls durch die Kanalbau-
direktion Essen. An den Ems-Weser-Kanal
schließen sich die Stichkanäle nach Osnabrück,
Minden, nach Linden und zur Leine als Zu-
behör an. Einige an der Weser notwendige Re-
gulierungsbauten sowie die Talsperrenbauten im
Quellgebiete des Stromes fallen als Aufgaben
der Weserstrombauverwaltung zu. Die Tal-
sperrenbauten werden in der Diemel und in der
Eder, und zwar beide vorwiegend auf fürstl.
Waldeckschem Gebiete ausgeführt. Sie sollen
der Weser das Wasser ersetzen, welches ihr zu
Kanalspeisungszwecken durch das Pumpwerk bei
Minden entnommen wird. Das Edersammel-
becken wird 202 Mill. chm Wasser, das Diemel-
sammelbecken bis zu 20 Mill. chm Wasser auf-
nehmen. Das Edersammelbecken wird das größte
Unternehmen dieser Art auf dem Kontinent sein
(s. Talsperren). Für den Kanal Berlin—
Stettin ist ein Hauptbauamt geschaffen (s. Ka-
nalbaudirektionen). Für die Ver-
besserungen an der Oder-Weichsel-Straße und
für die an der Oder vorgesehenen Arbeiten sind
keine besonderen Behörden eingerichtet. Sie
gelangen durch den Regierungspräsidenten zu
Bromberg und die Oderstrombauverwaltung zur
Ausführung. Die Bauzeit wird für die Gesamt-
heit der Unternehmungen etwa 15 Jahre be-
tragen. Die Abmessungen der neuen Kanäle im
Westen lehnen sich im großen und ganzen an
die des Dortmund- Ems-Kanals an und be-
rücksichtigen wie dort den Verkehr von 600 t-
Schiffen. Die Staatsregierung hat indessen von
der ihr in der Gesetzesbegründung offen gehalte-
nen Befugnis Gebrauch gemacht und durchweg in
die Hauptlinie Schleusen eingefügt, welche gleich-
zeitig einen Schlepper und zwei große Kähne
aufzunehmen vermögen; es können Kähne ver-
kehren, welche 80 m lang und 9m breit sind und
bei 2 m Eintauchung bis zu 1000 und bei 2,5 m
Eintauchung sogar bis zu 1200 t fassen. Nach
dem Stande von 1908 können /10 aller Rhein-
schiffe mit ½2 der gesamten Ladungsfähigkeit der
Rheinflotte die Kanäle im Westen befahren
(Abg H. 6. Febr. 1908). Ebenfalls auf das 600 t-
Schiff ist der Entwurf Berlin—Stettin ge-
gründet. Dagegen soll bei den übrigen östlichen
Unternehmungen entsprechend den Verhältnissen
der Oder und Weichsel und dem Vorgange bei
einigen neueren Anlagen östlich von Berlin die
höchste zulässige Tragfähigkeit 400 t betragen.
I Interessentenbeiträge. Mit
den eigentlichen Bauarbeiten konnte auf Grund
des Wasserstraßengesetzes erst vorgegangen wer-
den, als sich seinen Bestimmungen gemäß die.
Interessenten an den Unternehmen in