Full text: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches.

IV. Abschnitt. 
Das Paßwesen. 
8 beliebige Selbstbestimmung des Aufenthaltsorts ist ein wesent- 
licher Bestandteil der persönlichen Freiheit jedes Einzelnen. 
Namentlich ist es von Wert, daß die unverdächtigen Reisenden und 
Dienst- oder Arbeitsuchenden ihren Reisezweck ohne jede Beschränkung, 
Hemmung und Störung erfüllen können sowohl im Inland als in der 
Fremde. 
Diese Bewegungsfreiheit garantiert nun im Allgemeinen das sog. 
Paßgesetz vom 12. Oktober 1867, S. 33. Dieses Gesetz schließt die 
Pflicht für die Regel aus, Reisepapiere zu lösen, räumt aber jedem 
das Recht ein, Reisepapiere zu verlangen. 
Die Wirksamkeit der Polizei behufs Verfolgung wirklich gefähr- 
licher Individuen ist dadurch jedoch keineswegs beeinträchtigt noch sind 
andere dem Paßwesen verwandte Institute, die einen anderen Zweck 
verfolgen, nämlich die Vorschriften über die Freizügigkeit, über das 
Staatsbürgerrecht, über die Anmeldung Neuanziehender, über die 
Kontrolle der Fremden an ihrem Aufenthaltsort, über Zwangspässe und 
Ausweisungspässe, Reiserouten (Spezialpässe) davon berührt (s. bierüber 
oben S. 227 und 229). Ebenso nicht Gesundheits= und Leichenpässe so- 
wie Ursprungs Zeugnisse (siehe Gesetz vom 16. Dezember 1891, Art. 2. S. 90) 
der Militärpässe, Seepässe (Certifikate) oder die Pässe der diplomatischen 
ertreter. 
Aufenthaltskarten dürfen indessen nicht eingeführt werden. (§ 10.) 
Das Paßwesen, das nach Reichsverfassung Art. 4, Ziff. 1 in 
den Kompetenz-Bereich des Reiches gezogen ist, ist durch das Ge- 
setz vom 12. Oktober 1867 (Bundesgesetzblatt S. 33), das nun im ganzen 
Reichsgebiet gilt, wie folgt geregelt: 
Bundesangehörige bedürfen zum Ausgange aus dem Bundes- 
gebiete, zur Rückkehr in dasselbe, sowie zum Aufenthalte und zu Reisen 
innerhalb desselben keines Reisepapiers und verlieren dadurch auch 
nicht die Staatsangehörigkeit. 
Doch sollen ihnen auf ihren Antrag Pässe oder 
sonstige Reisepapiere erteilt werden, wenn ihrer Befugnis 
zur Reise gesetzliche Hindernisse nicht entgegenstehen, wie z. B. dienst- 
liche Hindernisse bei Beamten und Militärpersonen. (§ 1.)
	        
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