1160
1056
1083
1086
96 Wiprecht von Groitzsch.
landes (oder des Gaues Belesen), nördlich von Tangermünde
um Stendal und Arneburg, gemacht hatte. Sein Sohn und
Erbe Wiprecht, der Christ geworden, erheirathete mit Sigena,
der Tochter des Grafen von Leige (Groß-Leinungen im Mans-
feldischen), Morungen und Gatersleben, und sie wurde die Mutter
unseres Wiprecht (nach 1150), den sie, als sie sich in zweiter Ehe
mit Graf Friedrich von Lengenfeld vermählte, der Vormund-
schaft des Grafen Udo von Stade überließ, welcher ihn zu
einem tüchtigen Ritter erzog und mit Tangermünde be-
lehnte.
Graf Udo, der, seit 1056 Markgraf von der Nordmark, mit
ebensoviel Energie als Erfolg seine Herrschaft auf Kosten der Slaven
ausbreitete und auf den Besitz des Balsamerlandes für seine
Zwecke als eine Art von Operationsbasis besonderen Werth
legte, bestimmte deshalb seinen Mündel, ihm dasselbe tauschweise
gegen die ihm entlegene Burg Groitzsch unweit der Elster nebst
Zubehör, sowie Tangermünde für andere Besitzungen in der
Nordmark abzutreten. So wurde Wiprecht ins Osterland ver-
setzt, konnte sich aber gegen die benachbarten Herren, die hier
seit Verfall der alten Markeinrichtungen sehr eigenmächtig
schalteten, nicht behaupten, sondern mußte vor ihnen nach Böh-
men entweichen, nahm dort Dienste bei Herzog Wratislav und
schloß sich mit Diesem an Heinrich IV. an, für den er bei Flarch-
heim und bei Mölsen gekämpft haben soll, wobei er wieder
zum Besitz seiner osterländischen Güter gelangte. Dann be-
gleitete er und, wie es heißt, unter seiner Obhut auch der
junge Böhmerherzog Borivoi, Heinrich IV. auf seinem Zuge
nach Italien, that sich 1083 bei der Eroberung von Rom her-
vor und erhielt zum Lohn für seine Dienste vom Kaiser Leis-
nig, Dornburg und ansehnliche Güter in Allstedt, vom Erz-
bischof von Köln den Orlagau, andere von den benachbarten geist-
lichen Herren. Selbst Wratislav (1086) ehrte Wiprecht durch die
Hand seiner Tochter Judith und gab ihm die Landschaften Budissin
(nachherige Oberlausitz) und Nisani (zu beiden Seiten der Elbe
von der Müglitzmündung bis gegen Meißen hin) zur Aussteuer, also
Bestandtheile der Mark Meißen, die Wratislav gar nicht in
Wirklichkeit besaß, sondern auf die er nur aus der Belehnung