Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Wiprecht von Groitzsch. 99 
zan 1110, ließ hier treuloserweise diesen und Borivoi verhaf- 
ten und Beide auf die Burg Hammerstein in Gewahrsam 
bringen. Bei der Verworrenheit, die in den pegauer Annalen 
herrscht, bleiben die folgenden Vorgänge im Dunkeln. Man 
kann vermuthen, daß einerseits Wladislav als Preis für seine 
Wiedereinsetzung damals die Gaue Nisani und Budissin abtrat, 
andererseits der jüngere Wiprecht sich durch den König gewin- 
nen ließ und gegen Verleihung von Eckartsberga und das 
Versprechen weiterer Belehnungen in die Abtretung von Leisnig 
und Morungen willigte. Alle diese Gebiete hatte Heinrich 
seinem getreuen Hoier von Manofeld zugedacht, der ihm ein 
Gegengewicht gegen die widerspenstigen sächsischen Großen wer- 
den sollte. Aber der alte Wiprecht weigerte sich in diese Ab- 
tretungen zu willigen und widerstand in seiner Burg Groitzsch 
1112 dem vereinten Angriffe des Kaisers, des Böhmerherzogs 
und seines eigenen Sohnes so tapfer, daß sie unverrichteter 
Dinge abziehen mußten. Wie nun der Kaiser voll Unmuth 
über die Vereitelung seines Planes dem jungen Wiprecht das 
versprochene Naumburg vorenthielt, so söhnte der Getäuschte sich 
mit seinem Vater wieder aus. 
Gerade damals wurde Sachsen durch eine heftige Fehde um 
das orlamündische Erbe erschüttert. Als nämlich nach dem 
Aussterben des Mannesstammes dieses Hauses der Kaiser dessen 
Güter als eröffnete Lehen einziehen wollte, erhob sich die ganze 
sächsische Verwandtschaft, an deren Spitze Herzog Lothar stand 
und zu der durch ihre Vermählung mit den beiden Kunigunden 
auch die Wiprechte gehörten, um die Ansprüche des in weib- 
licher Linle von den Orlamündern stammenden Pfalzgrafen 
Siegfried zu vertreten. Hornburg, das Heinrich belagerte, 
vermochten Wiprecht und Ludwig von Thüringen, die allein in 
der Nähe standen, nicht zu retten, bei Warnstädt unfern Qued- 
linburg wurden die Verbündeten 1113 von Graf Hoier über- 
fallen, Wiprecht von Groitsch verwundet und gefangen nach 
Leiönig abgeführt, dann von einem Fürstengericht zu Würzburg 
aller seiner Güter für verlustig erklärt,und zur Haft auf Tri- 
fels verurtheilt; sein Sohn verbarg sich „im gundorfer Walde 
bei Schkeuditz, dann sogar jenseits der Elbe im Heidenlande. 
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1110 
1112 
1118
	        
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