Die Lausitzen 1123 — 1190. 159
wo man ihn mit Strenge einforderte, eine drückende Last, eine
directe Stener, die nach ihrem Umfange alles Producirte umfaßte,
im Bisthum Meißen aber, wo man einc mildere Praxis befolgte,
bald auf Getreide, Wein und Honig beschränkt wurde; auch
verwandelte man ihn in den meisten Gegenden aus dem wirk-
lichen Zehntheil des Ertrags, dem vollkommenen Zehenten, in
eine fixirte Leistung, den gesetzten oder flavischen Zehenten, den
Garbenzehenten, für die Deutschen wenigstens, in einen gemesse-
neu Sackzehenten. Die Pfarrsprengel, besonders der ältesten und
städtischen Kirchen waren anfangs sehr groß und am reichlich-
sten dotirt, da die ecclesiae baptismales sich manche kirchliche
Handlung vorbehalten hatten. Die Niederlausitz bildete ein
Archidigconat mit 12 Parochien, von deuen manche, wie Guben,
Kirchhain, Beskow, später 28, 24, 23 Kirchen unter sich
hatte. Eine neu gestiftete Kirche bekam vom Bischofe einen
Theil des Zehenten, welcher für die ganze Geistlichkeit des Lau-
des ausgesetzt war, und einige Hufen zur Besoldung des Geist-
lichen (Widmuth, Dotalitium). Einen Theil des nach dem
kleineren „Kircheumaß“ gemessenen Bischofzehenten behielt der
Bischof für sich, und bekam von jeder Kirche einen Jahreszins
von 1— 6 Mark. In den Kirchen des offenen Landes, den
Filialen, dienten Vicare und Capellaue; mitunter predigten
auch Mönche. Wenn Geistliche die wendische Sprache nicht
verstanden, so ließen sie sich deutsche Predigten ins Wendische
übersetzen. Vielleicht war das Kloster zu Dobrilugk zur Bil-
dung von wendischen Geistlichen mit bestimmt.
Zu der Oberlausitz gehörten die Gauc Milsca und Zagost,
der wahrscheinlich nach Osten bis zum Oueis reichend die gör-
litzer Gegend, das Flußgebict der obern Neiße mit Friedland und
Reichenberg umfaßte und westwärts sich über Rumburg bis
zum Gau Nisani erstreckte. Außer Budissin und Zittau wird
auch Görlitz als Stadt bekannt; anfangs villa regia mit einem
villicus oder kaiserlichen Maier. Hier war ein Münz= und
Zoll-Meister. Urkunden lehren, daß die Bauern auch bei
dem Bauc markgräflicher Schlösser frohnen, also Herrendienste
und Wachen thun mußten. Dem meißner Bischofe gehörte
ein großer Theil des Landes, besonders längs der Böhmen=