Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Markgraf Dietrich der Bedrängte. 165 
könig ab, — ein Schritk, auf den die Furcht, daß sich sonst der 
Papst seiner armen, nach 18jähriger Ehe verstoßenen Gemahlin, 
der meißnischen Adela, ebenso annehmen werde wie kurz vorher 
der französischen Königin Ingeburg) wahrscheinlich nicht ohne 
Einfluß war; nun aber rief die unglückliche Fürstin vergebens 
den Beistand des Papstes an, sie blieb verstoßen und verbrachte 
den Rest ihrer Tage (k 1211) in einem von ihr errichteten 
Cisterzienser-Frauenstift zu Meißen. 1) Gerade dieses Verhält- 
niß aber erleichterte es Philipp, die wettinischen Fürsten wieder 
fester an sich zu ketten: indem er Ottokar Böhmens verlustig 
erklärte, mußte er dem Markgrafen Dietrich als Rächer seiner 
Schwester erscheinen und durch die Verleihung Böhmens an 
Ottokars Vetter Theobald gewann er die Grafen Otto und 
Friedrich von Brene, durch ihre Mutter Hedwig dessen nächste 
Verwandte, für sich. In dem verwüstenden Kampfe Philipps 
gegen den Landgrafen Hermann und gegen Ottokar standen sie 
ersterem getreulich bei. Ende 1204 mußten sich beide dem 
Könige unterwerfen. Bis hierher erscheint demnach das Lob, 
welches Walther von der Vogelweide dem Markgrafen Dietrich 
später ertheilte: 
und der Missenaere 
derst iomer áAno wän 
von gote wurde ein engel é verleitet 2) — 
wenn auch etwas stark aufgetragen, im Vergleich zu dem Ver- 
halten anderer Fürsten doch nicht ganz unverdient. 
Den unseligen Knoten des Doppelreichs zerhieb am 21. Juni 
1208 Ottos von Wittelsbach Mörderschwert auf der alten 
Burg bei Bamberg. Otto, eben noch am Rande des Unter- 
gangs, sah sich plötzlich einer nicht mehr gehofften Erfüllung 
seiner Wünsche gegenüber, zumal als es ihm auf einer Ver- 
sammlung zu Magdeburg 3) gelungen war, durch den Einfluß 
1) In den Deeretalen lib. II, tit. XX, c. 46 (ed. Peletier Leipz.), 
Abbruck 1695. 1705, II, 10 und Weisse, N. Mus. IV, 1, 95 ff. finden 
sich hierher gehörige Actenstücke. 
2) Ausg. von Lachmann, S. 12. 
3) Malderburg im Chron. Sampetr. Mencke III, 237 ist wohl 
nur verdruckt. 
1204 
1208
	        
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