Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Marklgraf Dietrich der Bedrängte. 167 
20. März wieder auf seine Seite und verband sich ihm gegen 
Innocenz, Böhmen und Hermann von Thüringen beizustehen, 
worüber er Bürgen seiner Treue stellte, wogegen sich der Kaiser 
verbindlich machte, Böhmen Ottokar abzusprechen und dem 
Sohne der Adela, Wratislav, Dietrichs Neffen, zu verleihen. 1) 
Hierauf half er Weißensee belagern. Erst als der junge 
Hohenstaufe Friedrich in Deutschland und nach seiner Wahl zum 
König, Herbst 1213, in Sachsen erschien, gab auch er trotz 
Walthers von der Vogelweide Abmahnungen Otto IV. auf, um 
dem neu aufgeheuden glänzenderem Sterne zu folgen. 
Ist nun, wie sich aus dem Bicherigen ergiebt, der Vorwurf 
politischer Charakterlosigkeit gegen Markgraf Dietrich nicht hin- 
länglich begründet, so geschieht es mit keinem größeren Rechte, 
wenn man ihn übertriebener Nachgiebigkeit gegen die Geistlich- 
keit beschuldigt. Eher ließen sich ihm in dieser Beziehung Härte 
und unedle Selbstsucht vorwerfen. Dem Kloster auf dem Lauter- 
berge war er (seit 1210) ein harter Vogt, der den Wein vom 
Kloster auf Borg nahm und nie bezahlte, in den inneren Streitig- 
keiten der Klosterbrüder parteiisch aus Eigennutz. In schlimme 
Händel gerieth er mit Abt Siegfried von Pegan, seinem früheren 
Schüützling gegen Friedrich von Sommerscheuburg, wegen der durch 
Konrads von Landsberg Tod erledigten Vogtei über das Kloster, 
welche Dietrich als nunmehriger Besitzer von Groitzsch bean- 
spruchte, der Abt ihm zu übertragen sich weigerte. Er legte 
deshalb bel der Burg Groitzsch ein Dorf an, begabte es mit 
Markt, Zoll und Münze und verbot allen Handel nach Pegau; 
doch gaben die vom Papst verordneten Schiedsrichter dem kla- 
genden Abte Recht und der Markgraf mußte seinem Gegner 
den Versöhnungskuß geben, um dem Banne zu entgehen 1215. 
Im Jahre 1219 gerieth er auch mit dem Erzbischof von Magde- 
1) Dieser auch in rechtokundiger Hinsicht merkwürdige Vertrag vom 
20. März 1212 (Schultes II, 472) zeigt uns einen großen Theil des 
meißnischen Vasallen= und Ministerialen = Staates. Für den Fall des 
Trenebruches sollen sich die markgräslichen Vasallen zum Einlager nach 
Braunschweig stellen und der Kaiser 13 Söhne derselben als Geiseln er- 
halten, mit denen er bis zum Vergiseltstande (bis auf Leben und 
Tod) schalten könne. 
1213 
1215 
1219
	        
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