Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Heinrichs des Erlauchten Minderjährigleit. 171 
Sohn Hermann 12271 machte Ludwig wahrscheinlich zur Be- 
dingung seiner Theilnahme am Kreuzzuge 1); dagegen bedrohte 
der merseburger Bischof mit Interdict und Bann, wer ihn in dem, 
was merseburgisch Lehen sei, Leipzig, Grimma, Borna, Groitzsch, 
nicht als Vormund anerkenne). Doch scheint in der Haupt- 
sache Jutta die Regierung geführt zu haben, wenigstens bis sie 
sich, gegen den Willen und ohne Vorwissen ihres Bruders, 1223 
zu Leipzig zum zweiten Malec, mit Graf Poppo XIII. von Henne- 
berg, vermählte, und vielleicht war mehr ihr Verdruß über seine 
Einmischung als jene Ehe die Ursache des Zerwürfnisses zwi- 
schen den Geschwistern, welches zu offener Fehde wurde, wobei 
Ludwig Tharand einnahm, Jutta in Thüringen plündern und 
brennen ließ. Trotzdem aber hielt Ludwig die Nuhe in Meißen 
kräftig aufrecht, die bisherige Unbotmäßigkeit der Ministerialen 
nahm ein Ende „). 1224 wurde unter Vermittelung ihres Ver- 
wandten, des Herzogs Otto von Meran, die Eintracht wieder 
bergestellt. Der Nachricht der Annalen von Ailtzelle, es sei 
zwischen Ludwig und Jutta besonders über das mit ihrer zweiten 
Ehe verlorene schöne Witthum zur Fehde gekommen, so daß 
Intta mit ihrem Sohne das Land verlassen, sich mit ihrem 
Sohne zu Herzog Leopold dem Glorreichen von Osterreich nach 
Wien begeben und ihm ihr Witthum für 12000 Mark Silbers 
überlassen habe, widersprechen die Urkunden in jeder Weise. 
Wahrscheinlich wollte Ludwig nach Juttas zweiter Vermählung 
das reiche ihr von ihrem ersten Gatten vermachte Leibgut für 
den jungen Heinrich einziehen, und um. unn zwar dasselbe ihrem 
Sohne zu erhalten, aber nicht selbst dessen Werth einzubüßen, 
überließ sie es dem Herzog Leopold, der gleichzeitig (1225) 
seine Tochter Konstantia mit Heinrich verlobte und ihr dasselbe 
zur Mitgift bestimmte. Daß Heinrich während seiner Minder- 
jährigkeit am wiener Hofe gelebt habe, ist unbegründet, er be- 
fand sich vielmehr fortwährend bei seiner Mutter im Henne- 
1) Annal. Reinhardsbr., p. 170; von Posern-Klett a. a. O., 
S. 109. 
2) Die einzige Quelle für diese dunkle Nachricht ist die (hronica 
episcop. eccl. Merseb. Pertz, Mon. S. S. X, 190. 
(3 Cod. dipl. Sax. II, 1. No. 92. 
1227 
1228 
1224 
1225
	        
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